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Honig im Überfluss

Südtirols Imker können heuer ein ertragsreiches Honigjahr verzeichnen. Besonders im Pustertal sammelten die Bienen unter optimalsten Bedingungen.

von Ruth Kronbichler

Sie summen, sie brummen, sie fliegen – die Bienen. Sie tummeln sich in den Apfelbäumen, naschen aus Kastanienblüten und verweilen in den Sonnenblumen. Sie arbeiten unermüdlich und sind somit nach den Ameisen die fleißigsten Tierchen der Welt.

Die Imker in Südtirol äußern sich lobenswert über die Honigsaison 2015 und freuen sich, wie fleißig ihre kleinen Nutztiere geschuftet haben.

Die zahlreichen Kilo des köstlichen Goldes sind heuer auf das hervorragende Wetter zurückzuführen. Im Vergleich zum vorigen, größtenteils verregneten Sommer lässt sich ein deutliches Plus verzeichnen.

„Regen und Wärme haben sich gut abgetauscht“, erklärt Frieda Grünbacher, Imkerin in St. Lorenzen. „Zu viel Hitze und Sonnenschein behindert die Pflanzen in ihrem Wachstum. In diesem Sommer gab es im Pustertal Trockenheit und Nässe im richtigen Maß“, so Grünbacher.

Im Pustertal lässt sich heuer vor allem die Produktion des Waldhonigs hervorheben. „Den Waldhonig sammeln die Bienen im Sommer, in der Regel von Anfang Juli bis Mitte August. Im Vorjahr war diese Sammelperiode größtenteils verregnet und es gab beinahe keinen Waldhonig“, weiß der Pusterer Bezirksobmann Franz Hilber.

Eine ebenfalls erfolgreiche Honigsaison, allerdings keine solch überragende wie im Raum Pustertal, kann der Bezirk Eisacktal verzeichnen: Im Frühjahr holen sich die Brixner Bienen den Nektar vor allem aus den Apfel–und Kastanienblüten. „Die Frühjahrssaison ist sehr gut ausgefallen, da es kaum geregnet hat“, erklärt Roland Fischnaller, Obmann vom Bezirks Eisacktal.

„In einigen Orten müssen wir im Bezug auf die Honigproduktion aber auch Verluste vermerken. In Feldthurns, Seis und auch Villnöss hat es einige Male stark gehagelt. Gewitter dieser Art zerstören die Blüten und bei solchen Witterungen können die Bienen auch nicht ausfliegen“, so Fischnaller.

„Kein super Jahr, aber dennoch ein gutes Jahr“. In diesem knappen Satz fasst Dieter Weis, der Bezirksobmann von Bozen und Unterland, die Honigsaison in seinem Bezirk zusammen.

Im Frühling seien die Imker noch guter Dinge gewesen: Es regnete nicht, die Bienen sammelten fleißig. Doch dann der Dämpfer: Eine enorme Hitzewelle erfasste Bozen und Umgebung und erwies sich als kontraproduktiv für die fleißigen Insekten. Der Boden trocknete aus und die Blüten welkten zu schnell. Die Erwartungen an ein überragend gutes Honigjahr mussten zurückgeschraubt werden.

„Wir Imker sind aber trotzdem zufrieden, vor allem weil der Blütenhonig überraschend gut ausgefallen ist“, so Weis. Erfreut zeigt sich der Bezirksobmann auch über die Kooperation der Landwirte, die sich in den letzten Jahren stark verbessert hat: „Die Bauern haben begonnen sich um die Bienen zu kümmern. Das ist eine tolle Entwicklung.“

Die ganze Welt hat mittlerweile erkannt, dass die volkswirtschaftliche Bedeutung der Honigbiene nicht darin liegt, unser Frühstück zu versüßen, sondern den Artenfortbestand zu sichern.

Die meisten Obstbäume und anderen Pflanzen sind stark von der Insektenbestäubung abhängig. Nicht umsonst wird die weltweite Wirtschaftsleistung der Biene und anderen blütenbestäubenden Insekten mit 153 Milliarden Euro angegeben.

Ein nach wie vor heiß diskutiertes Thema ist die Bedrohung durch den bedeutendsten Bienenschädling weltweit – die Varroamilbe: Der Schädling entwickelt und vermehrt sich in der Brut der Bienen. Manchmal gehen ganze Bienenvölker daran zugrunde und es kommt zu enormen Verlusten.

Vor allem im Pustertal hat sich heuer die Situation mit der Varroamilbe verbessert. „In kalten Wintern legt die Königin normalerweise keine Eier“, erklärt Frieda Grünbacher. „Wenn der Winter aber warm genug ist, gibt es keine Brutpause und somit sind dies die idealen Voraussetzungen für die Einnistung der Varroamilbe. Im Pustertal hatten wir in dieser Hinsicht keine größeren Probleme, der Winter war kalt genug. Im Landesinneren ist es deshalb aber schon öfters zu Völkersterben gekommen“, so Grünbacher.

Roland Fischnaller findet auch, dass der richtige Umgang mit dem Bienenschädling Nummer Eins sich fortschrittlich weiterentwickelt habe: „Das Völkersterben hängt immer davon ab, wie gewissenhaft und fleißig die Imker mit der Varroabehandlung sind. Der Südtiroler Imkerbund organisiert regelmäßig Vorträge, um die Imker auf den neusten Stand der Varroabehandlung zu bringen. Wer sich an die Vorhaben hält, hat dann auch Erfolge“, so Fischnaller.

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