Zufluchtsort Fischerhaus
Das Fischerhaus in Vintl ist als Flüchtlingsheim wieder intakt: 30 Flüchtlinge aus Westafrika sind vergangenen Freitag dort untergekommen.
von Ruth Kronbichler
Dreißig junge Menschen aus Westafrika haben am Freitag im Fischerhaus von Vintl Zuflucht gefunden. Die Flüchtlinge sind noch sehr jung, die meisten Anfang bis Mitte Zwanzig, lediglich zwei sind 30 Jahre alt.
Bereits in den Jahren zuvor sind im Fischerhaus von Vintl immer wieder Flüchtlinge, überwiegend aus Nordafrika, untergekommen. Nach dem Brandanschlag vom 3. Mai 2012 stand das Flüchtlingsrefugium jedoch für einige Zeit leer. In einer Donnerstagnacht warfen Unbekannte drei mit Benzin gefüllte Bierflaschen auf den Balkon des Flüchtlingsheimes. Verletzt wurde bei diesem Anschlag zum Glück niemand, doch die Fassade der Einrichtung trug erheblichen Schaden davon.
„Nach dem Brand war das Haus schon noch bewohnbar, allerdings mussten große Restaurierungsarbeiten in Angriff genommen werden. Der Schock saß den Flüchtlingen damals noch lange in den Gliedern“, erklärt Monika Roalter, die Zuständige für Migranten in der Gemeinde Vintl. Ein gutes Jahr blieb das Fischerhaus in Vintl unbewohnt. In den vergangenen Monaten wurde es abermals restauriert und ausgebaut.
Auch ein Führungswechsel ging vonstatten: Das Flüchtlingshaus, für das in den Jahren zuvor die Vereinigung „Volontarius“ verantwortlich war, wird nun von der Caritas betreut. Dieser Wechsel passierte vor allem aus praktischen Gründen: „In unserer Gemeinde gibt es bereits eine Pfarrcaritas und eine engere Zusammenarbeit mit dieser macht auch die Verwaltung des Fischerhauses viel einfacher“, erklärt Roalter.
Von außen betrachtet wirkt der Bau relativ klein. Bietet der Zufluchtsort denn genügend Platz für 30 Personen? „Auf alle Fälle“, so Roalter. „Die Caritas hat erst bestätigt, dass im Fischerhaus nun sogar die Kapazität für 40 Personen gegeben wäre“, erklärt sie.
Der Gemeinde Vintl ist es ein großes Anliegen, dass die Neuankömmlinge in das Ortsgeschehen eingebunden werden. Die Pfarrcaritas will nun versuchen, die jungen Menschen in den Vereinen unterzubringen. Auch die Flüchtlingsgruppen aus den vergangenen Jahren konnten sich, laut Aussage des Bürgermeister Walter Huber, immer wunderbar in die Vintler Dorfgemeinschaft integrieren. So halfen sie zum Beispiel beim Schneeschöpfen, pflegten das Gemeindegrün und wurden in die Schulen zu Informationsveranstaltungen eingeladen.
„Wir müssen zuerst einmal die Stärken und Schwächen dieser Jugendlichen erkennen und eine Arbeit für sie finden, die ihnen dann auch Spaß macht. Damit sie sich in Südtirol besser zurechtfinden, sind Kenntnisse der Landessprache von absoluter Wichtigkeit. Mit dieser Voraussetzung ist es für sie auch leichter in die Arbeitswelt einzusteigen“, so Roalter.
Zu diesem Zweck stehen den Jugendlichen stundenweise Lehrer zur Verfügung, die ihnen die Grundkenntnisse der deutschen und italienischen Sprache vermitteln wollen. Zeitweise sind auch zwei Sozialbetreuer vor Ort, die den Flüchtlingen bei den bürokratischen Angelegenheiten behilflich sind.
Im Fischerhaus teilen sich die Afrikaner ein Zimmer zu zweit oder zu dritt, gekocht wird in einer Gemeinschaftsküche.
Wie lange die Gruppe Flüchtlinge in Vintl bleiben wird, steht noch nicht fest. „Die Flüchtlinge haben einen Asylantrag ausgefüllt und warten nun auf ihre Aufenthaltsgenehmigung. Das kann einige Zeit dauern“, so Roalter.
Der Vizebürgermeister von Vintl, Walter Salcher, zeigt sich erfreut darüber, dass das Fischerhaus in Vintl wieder für wohltätige Zwecke genutzt wird: „Es ist schade, wenn Gebäude, die man so sinnvoll nutzen kann, leer stehen“, findet Salcher. Mit den Flüchtlingen habe es auch in den vergangenen Jahren nie größere Probleme gegeben.
„Die Reaktionen der Bevölkerung auf die Flüchtlinge sind durchaus positiv. Derartige Aktionen wie jene vom 3. Mai 2012 werden sich in Zukunft hoffentlich nicht wiederholen“, so der Vizebürgermeister.
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