Magnesium am Abend
Fabian Feichter zeigt im Kreis für Kunst und Kultur/St. Ulrich seine aufwendigen und kraftraubenden Interventionen am Körper.
Fabian Feichter benutzt seinen Körper als Schauplatz für künstlerische Interventionen. Auf verspielte Art und Weise lässt er den Körper zum Gegenstand werden, bei dem er durch Verdrehen, Verbindung, An- und Entspannung die Grenzen auslotet. In Form von Videos oder als Bildsequenzen verarbeitete Aktionen werden zum Parameter der Gesellschaft und sind Analysen der Krisen der Gegenwart und ihre Entwicklung. Die Arbeiten „Gesellschaftlicher Wandel 1 und 2“ zeigen Körperteile, die ähnlich wie eine Sinuskurve Tendenzen nachahmen und zur abstrakten veränderbaren Größe gesellschaftlicher Entwicklungen mutieren.
Diese Arbeiten sind Teil einer 13-teiligen Serie, in der jeweils eine Körperpartie zum geometrischen Element wird. Ergänzt werden die Körperlinien durch Zeichnungen, die die Absicht des gesellschaftlichen Zwanges, des „in Form bringen“ noch einmal verstärken.
Die Zusammenführung von Körper, Dingen oder der Umwelt und ihre Wechselwirkung wird immer wieder in aufwendigen und kraftraubenden Interventionen vorgeführt, wie etwa in den Arbeiten „The Boy on The Beach“, „Eine Minute des Schweigens“ oder „To salt“. Ob es sich dabei um das beklemmende Gefühl des Atmens in einer Plastiktüte oder das peinigende Zusammennähen zweier Zehen mit Nadel und Faden handelt, die Absicht des Künstlers Natürliches in künstlich erzwungene Gewohnheiten und Formen zu pressen wird deutlich. Noch einmal verstärkt wird dieser bis an die Grenzen der Körperlichkeit getriebene Aktionismus der permanenten Superlativen in der Arbeit „Fünf Stunden im Wald“, in der Feichter einen hochkonzentrierten und dennoch sinnlosen Kampf gegen die Natur und somit am Ende gegen sich selbst führt. Trotz der körperlichen Anstrengung und trotz der für den Betrachter unchoreografierten Bewegungen verbreitet sich nach und nach ein Gefühl des Loslösens. Ein Gefühl der Befreiung von festgefahrenen Regeln und damit tritt das Spüren des eigenen Körpers, eine instinktive Eigenschaft, die heute mehr und mehr der anerzogenen Konvention zum Opfer fällt, in den Mittelpunkt.
Fabian Feichters Arbeiten lassen auf groteske und gleichsam humorvolle Weise erleben wozu der Mensch fähig ist. Dabei gelingt es ihm auf eine nicht provozierende Art uns einen Spiegel vorzuhalten, wie absurd und gleichzeitig festgefahren Normen sein können. (Lisa Trockner)
Termin: Eröffnung am 14. August um 20.30 Uhr im Ausstellungsraum Kreis für Kunst und Kultur – St. Ulrich
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