Die Gewehre der Schützen
Zur Polemik um die Gewehre der Schützen, die vermeintlich in Nazi-Deutschland hergestellt wurden, nimmt jetzt Kultur-Landesrat Philipp Achammer Stellung: Er verteidigt den Schützenbund.
von Heinrich Schwarz
Die Diskussion entfachte der Landtagsabgeordnete Alessandro Urzì: Er behauptete, die deaktivierten Gewehre der Südtiroler Schützen – das Modell Mauser Karabiner 98K – seien ab 1935 produziert und im Zweiten Weltkrieg von der deutschen Wehrmacht und deren Verbündeten verwendet worden.
Im Rahmen einer Anfrage wollte Urzì von der Landesregierung zwei Dinge wissen. Erstens: Welche historische Verbindung besteht zwischen den Uniformen der Schützen, die auf die Jahre um 1800 zurückgehen, und dem Gewehr Mauser Karabiner 98K, das zwischen 1935 und 1940 produziert wurde?“ Und zweitens: „Ist es nicht unangebracht, ein Gewehr zu verwenden, das an eine dramatische Zeit für die italienische und weltweite Geschichte erinnert?“
Der Südtiroler Schützenbund selbst schreibt über seine Waffen: „Schützen, Patrouilleführer und Unterjäger tragen Gewehre vom Typus Mauser, Karabiner 98K.“ Eine Internet-Recherche zu diesem Modell führt tatsächlich zur Waffe der Wehrmacht.
Der Schützenbund reagierte prompt auf die Polemik: „Die Bozner Hitze hat wohl dazu geführt, dass gewisse Leute nicht mehr einen kühlen Kopf behalten können“, so die Gegenattacke in Richtung Alessandro Urzì. Die verwendeten Mauser-Karabiner seien meist jugoslawischer Bauart – vom Untermodell M48. Einige wenige würden aus anderen Quellen stammen, „jedoch fanden sich auf den Stempeln der Gewehre keine Reichsadler oder Hakenkreuze, sondern in praktisch allen Fällen kyrillische Buchstaben.“
Der Schützenbund weiter: „Das Mauser Modell 98 wurde ab 1898 in verschiedenen Ausführungen hergestellt. 1935 ging die 98K-Produktion in Serie und wurde bis in die 1960er-Jahre in verschiedenen Staaten in Lizenz hergestellt.“ Heute seien es fast die einzigen geeigneten Gewehren, die in verfügbaren Mengen und zu vernünftigen Preisen erhältlich sind. „Nebenbei sind es die einzigen, die laut Vereinbarung mit dem italienischen Innenministerium von den Schützenkompanien verwendet werden können.“
Jetzt hat Kultur-Landesrat Philipp Achammer die Landtagsanfrage beantwortet. Er verteidigt die Schützen: „Es gibt keine historische Verbindung zwischen den Uniformen und den Gewehren. Das Gewehr Mauser 98K wird benutzt, da sich keine alten Waffen finden lassen, die den quantitativen Bedarf der Kompanien decken und finanzierbar sind.“
Ob die benutzten Gewehre unangebracht sind?
„Nein, da sie für Festakte umgebaut wurden und sich als solche gut eignen. Das Gewehr Mauser 98K wird zudem auch von den Tiroler Kompanien sowie vom Wachbataillon des deutschen Verteidigungsministeriums für Zeremonien verwendet – einem Land, das stets historische Sensibilität gezeigt hat“, so Achammer.
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