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Rettungsanker für Gottlieb?

Staatsanwalt Giancarlo Bramante schließt in diesen Tagen die Ermittlungen zur Doping-Causa Taschler ab: Die Athleten Daniel Taschler und sein Schwager Johannes Dürr müssen mit einer Anklage rechnen, Biathlon-Papst Gottlieb Taschler könnte sich über ein Kassations-Urteil retten.

Von Thomas Vikoler

„Occhio hey, du weißt, dass das besser nicht im Haus zu behalten ist. Es ist eine Straftat. Hast du nicht einen anderen Platz?“

Diese Sätze sprach der gesperrte Sportarzt Michele Ferrari in einem (abgehörten) Telefonat mit dem Antholzer Biathleten Daniel Taschler. Dass es dabei um das Dopingmittel EPO geht, lässt sich aus dem Zusammenhang leicht schließen.

Ferrari empfiehlt, das Produkt, das er nie beim Namen nennt, in einer Holzlege zu verstecken. Jedenfalls im Winter.

Im Faszikel, das die Staatsanwaltschaft Padua im vergangenen Jahr an die Bozner Kollegen geschickt hat, sind zahlreiche derartige Abhörungen enthalten. Beweismittel für eine Anklage, welche der Bozner Staatsanwalt Giancarlo Bramante in diesen Tagen verfasst.

Wie es aussieht, wird er Anklage gegen Daniel Taschler erheben – und auch gegen dessen Schwager Johannes Dürr. Die Position des früheren österreichischen Spitzen-Langläufers, der bei der Olympiade in Sotchi 2014 des EPO-Dopings überführt wurde, soll sogar schwerwiegender sein als jene des Antholzer Biathleten, heißt es im Gerichtspalast. Bei Dürr war im Februar ebenfalls eine Hausdurchsuchung der Carabinieri-Sondereinheiten ROS und NAS durchgeführt worden. Beschlagnahmt wurden Computer, Handys und andere digitalen Aufzeichnungen. Für die Verbindung Dürrs mit Ferrari soll es inzwischen eindeutige Beweise geben.

Dürr wird vom Bozner Anwalt Gerhard Brandstätter verteidigt, der durch sein Mandant für den geständigen Olympiasieger Alex Schwazer reichlich Erfahrung auf diesem Gebiet gesammelt hat.

Daniel Taschler wird weiterhin, ebenso wie dessen Vater Gottlieb, vom Bozner Strafverteidiger Flavio Moccia vertreten. Dieser rechnet mit einer Anklage gegen den Sohn und hofft auf einen „Ausweg“ für den Vater.

Der Verdacht gegen den Antholzer Biathlon-Papst, der wegen der Affäre seine Vizepräsidentschaft beim Internationalen Verband ruhend stellen musste: Die Vermittlung der Dienste des gesperrten Sportarztes Michele Ferrari. Gottlieb Taschler verteidige sich mit der Aussage, in seinen Telefonaten mit diesem sei es allein um ein Schilddrüsen-Problem seines Sohnes gegangen – nie aber um Doping.

Im Anti-Doping-Gesetz aus dem Jahre 2000 gibt es einen eigenen Absatz, der die Vermittlung von verbotenen Substanzen betrifft. Ein potentieller Vorwurf gegen Taschler, zu dem 2013 ein Kassationsurteil erging: Die Vermittlung muss demach eine dauerhafte sein und auf einer minimalen Organisationsstruktur basieren.

Beides Voraussetzungen, die Taschler kaum nachzuweisen sein dürften. Sein Anwalt Flavio Moccia rechnet dennoch mit dem Schlimmsten und verspricht seinem Mandanten Rettung: „Auch wenn der Staatsanwalt gegen ihn Anklage erheben sollte, es wird nichts von den Vorwürfen übrigbleiben“.

Der Fall Taschler bleibt weiterhin spannend.

 

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