Die goldenen Sekretäre
Dank einer Sonderklausel im Staatsgesetz werden in Südtirol die Gemeindesekretäre nicht abgeschafft. Damit bleiben 116 gut dotierte Jobs erhalten.
Von Matthias Kofler
Albrecht Plangger zeigt sich überzeugt: „Südtirol ist, was seine Gemeindesekretäre betrifft, nicht mit den anderen Regionen Italiens zu vergleichen.“ Andreas Schatzer schlägt in dieselbe Kerbe: „Wir sind mit unserem System bisher sehr gut gefahren. Unsere Gemeinden sind alle gut verwaltet. Sollten wir unser System noch weiter verbessern, dann wollen wir das auf regionaler Ebene selber tun.“
Die italienische Abgeordnetenkammer hat im Zuge der Verwaltungsreform die Gemeindesekretäre abgeschafft. An ihre Stelle treten sogenannte „dirigenti apicali“, also Generaldirektoren, die mit dem Bürgermeister kommen und gehen. Dank einer Sonderklausel, welche die SVP-Abgeordneten bei der Verabschiedung des Gesetzes erwirkt haben, ist Südtirol von der Reform aber nicht betroffen. Das heißt: Die 116 Gemeindesekretäre bleiben erhalten.
Albrecht Plangger erklärt, warum Südtirols Gemeindesekretäre so einzigartig sind: In der Autonomen Provinz sind der Bürgermeister und die Gemeindereferenten die eigentlichen Verwalter der Gemeinden. Die Gemeindesekretäre fungieren als „Rechtsberater“ der Gemeindeverwaltung. In den übrigen Regionen Italiens ist die Situation eine andere. Dort nimmt der Generaldirektor die Rolle des Verwaltungschefs wahr. Der Bürgermeister ist „nur“ der politische Repräsentant der Gemeinde.
Was der SVP-Politiker verschweigt: Dank der Sonderklausel im Staatsgesetz fallen die lukrativen Gehälter der Südtiroler Gemeindesekretäre dem italienischen Sparstift nicht zum Opfer. Die Regierung Renzi will nämlich die Gehälter der Generaldirektoren an jene der Bürgermeister koppeln und eine Gehaltsobergrenze einführen. In Südtirol hingegen bleiben die Entschädigungen der Gemeindesekretäre unangetastet.
Für die 116 Sekretäre ist diese Ausnahmeregelung ein Grund zur Freude: Sie verdienen allesamt mehr als die Bürgermeister ihrer Gemeinden – und dies obwohl schon Südtirols Bürgermeister deutlich mehr als ihre italienischen Amtskollegen verdienen. Und: Die Gemeindesekretäre erhalten zusätzlich zu ihrem Gehalt (bestehend aus Grundgehalt und Funktionszulage) auch eine jährliche Ergebniszulage sowie die sogenannten Sekretariatsgebühren. Immer dann nämlich, wenn eine Gemeinde und ein Unternehmen einen Vertrag unterzeichnen – etwa für den Bau einer Schule oder einer Turnhalle–, fließt eine bestimmte Summe, die sich am Auftragswert orientiert, direkt in die Kassen der Gemeindesekretäre.
Ein Blick auf die Jahresgehälter zeigt: Die Gemeindesekretäre nagen keineswegs am Hungertuch. So kam der Spitzenreiter im Ranking, der Meraner Sekretär Günther Bernhart, im Jahr 2013 auf eine Brutto-Entschädigung von stolzen 132.239 Euro (ohne Sekretariatsgebühren). Zum Vergleich: Bürgermeister Günther Januth kam im selben Zeitraum auf einen Brutto-Lohn von „nur“ 118.800 Euro.
Bernharts Amtskollegen in Brixen (Josef Fischnaller, 108.316 Euro) und in Bozen (Antontio Travaglia, 126.303 Euro) komplettieren das Podium.
Auch in den mittelgroßen Gemeinden ist der Job des Sekretärs durchaus lukrativ: So verdiente der Terlaner Karl Elser 87.003 Euro brutto. Der Sterzinger Nikolaus Holzer kam auf beachtliche 90.320 Euro. Und die Malser Sekretärin Monika Platzgummer durfte sich über ein Brutto-Gehalt von 100.768 Euro freuen.
Dass man in der nächsten Zeit bei den Gehältern den Sparstift ansetzen könnte, glaubt Andreas Schatzer nicht. „Ein Gemeindesekretär verdient in etwa das, was ein Direktor dieser Größenordnung in der Privatwirtschaft verdienen würde“, so der Gemeindenverbandschef.
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