„Gezielte Mordattacke“
Die Ermittlungen zum Mordversuch gegen den Raaser Hotelier Paul Seppi gestalten sich schwierig, das Opfer ist weiterhin nicht vernehmungsfähig. Doch es gibt neue Ergebnisse der Spurensicherung: Ein Einzeltäter war am Werk.
von Thomas Vikoler
Um 11.20 Uhr führte Paul Seppi ein Telefonat, das einem Ohrenzeugen auffällig erschien. Der Inhaber des Residence Panorama in Raas habe während des Telefonats mehrmals laut geschrien, sagte der Zeuge gegenüber den Carabinieri. Doch diese Spur stellte sich später als eine falsche heraus, der ausgeforschte Gesprächspartner Seppi konnte plausibel erklären, nichts mit dem Mordversuch zu tun zu haben.
Der Mordversuch am 18. Mai dieses Jahres in der Rezeption des Residence in der Gemeinde Natz-Schabs, der den Ermittlern weiterhin Rätsel aufgibt. Auch eine zweite Spur, ein im Dorf Schabs registriertes Handy-Signal, brachte sie nicht weiter.
Das von Staatsanwältin Daniela Pol koordinierte Team ist aber weiterhin zuversichtlich, die Bluttat von Raas aufklären zu können. Die beiden verbliebenen Strohhalme: Die (erhoffte) Aussage des Gewaltopfers Paul Seppi und die vielversprechenden Zwischenergebnisse der Spurensicherung durch die Carabinieri-Sonderheit RIS Parma.
Bereits jetzt steht fest, dass ein Einzeltäter am Werk war, der sogar Trittspuren in der Blutlache an der Rezeption hinterließ. Für sehr wahrscheinlich halten es die Ermittler, dass es sich um keinen Raubüberfall handelte, in dessen Verlauf der Täter (vermutlich) mit einer Eisenstange auf Seppi einschlug, sondern um eine gezielte Mordattacke – mit einem derzeit unklaren Motiv.
Die Experten von RIS Parma sind gerade dabei, die Ergebnisse ihrer Erhebungen am Tatort auszuwerten. Weil die Rezeption von den bis zu 60 Gästen des Residence täglich begangen wurde, eine Sisyphos-Arbeit. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass sich auch in derartigen Fällen brauchbare Gen-Spuren herausfiltern lassen.
Am meisten über den Täter könnte mit Sicherheit Paul Seppi selbst sagen.
Doch der Hotelier aus Raas liegt weiterhin im Krankenhaus von Brixen. Seine Schädelverletzung ist derart stark, dass die zuständigen Neurologen derzeit von einer Einvernahme des Opfers abraten. Staatsanwältin Pol unternahm am vergangenen Freitag einen Versuch, musste aber feststellen, dass der 60-Jährige nicht vernehmungsfähig ist. Es heißt also weiter abwarten und auf eine Verbesserung von Seppis Zustand zu hoffen.
Der Täter läuft derweil weiterhin frei herum und hofft auf einen Misserfolg der Ermittlungen.
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