Technosound im Stadttheater
Das 31. Ausgabe des Festivals Tanz Bozen neigt sich dem Ende, am vorletzten Abend wird das Publikum eingeladen noch einmal im Studio Theater zu tanzen. Cristina Rizzo zeigt ihr jüngstes Werk BoleroEffect ein Techno-Duett mit der Tänzerin Annamaria Ajmone.
BoleroEffect (Rapsodia_The long version) ist die jüngste Arbeit der aus Florenz stammenden Choreografin Cristina Rizzo. Sie gründet auf Überlegungen zu einer der bekanntesten und beliebtesten Orchesterpartituren, dem Boléro von Ravel. Das Musikstück wird jedoch nicht während der Aufführung, sondern nur zu Beginn zu hören sein, und bildet den Auftakt für sich wiederholende Bewegungen, Turbulenzen, Exaltiertheit, die an Paroxysmus grenzt. Zur Klangbearbeitung und den Djing Sound von Simone Bertuzzi präsentiert Cristina Rizzo mit Annamaria Ajmone ihren Rave auf der Bühne. Die Bewegungen der beiden Tänzerinnen wirken zunehmend ungestüm und unkontrolliert. Die Körper zelebrieren Ruhelosigkeit, Wiederholung, Expansion, Gleichzeitigkeit. Unablässig lassen sich die beiden Tänzerinnen, deren Wesen und Körperbau absichtlich so unterschiedlichen sind, vom Rhythmus mitreißen – Ajmone ist leidenschaftlich, Rizzo behält einen paroxysmalen „Aplomb“ bei.
Die Bewegungen der Arme erinnern an große Kreise und Wellen, sie tanzen ausschließlich in Ballettschuhen, kreisen und bewegen das Becken in jede nur mögliche Richtung, bemächtigen sich des Raumes. Eine nur scheinbare Rhapsodie (die Choreografie ist sicherlich nicht frei von Zwängen, ist sie doch bis ins kleinste Detail ausgearbeitet), in der der Zwang aufgehoben und das Pulsieren der Musik um sich greift. Allein die kleinen Elefanten auf ihren T-Shirts verweisen auf eine Unschuld, die durch die Wirkung des Boleros für eine Stunde aufgehoben wird und in eine kollektive Begeisterung in der allen zugänglichen Dance Hall zum DJ Mix mündet, der die Aufführung begleitet.
Cristina Rizzo, ist als Tänzerin, Performerin und Choreografin vorwiegend in Florenz tätig. Ihre Ausbildung erhielt sie in der Martha Graham School of Contemporary Dance, außerdem studierte sie bei Merce Cunningham und Trisha Brown. Nach ihrer Rückkehr in Italien arbeitet sie unter anderem für das Teatro Valdoca, für Roberto Castello, Stoa/Claudia Castellucci, Mk, Virgilio Sieni, Santasangre. Sie ist Mitbegründerin des Tanzensembles Kinkaleri, in dem sie bis 2007 aktiv mitwirkt, und hat sich in der internationalen zeitgenössischen Szene einen Namen gemacht, wie die zahlreichen Auszeichnungen, unter anderem Premio Lo Straniero und Premio Ubu, belegen.
Auf der Bühne gibt der DJ Simone Bertuzzi aka Palm Wine den Beat. Nach der Aufführung ist das Publikum eingeladen im Studiotheater zu tanzen. Studio – Stadttheater, 24. Juli (21.00 Uhr) www.tanzbozen.it
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