Ebners geheime Pläne
Im Kampf gegen René Benko haben sehr unterschiedliche Interessensvertreter zueinander gefunden: Grüne, Altkommunisten, Grillini, Neofaschisten – und die Gebrüder Ebner. Warum der Athesia-Konzern das Benko-Projekt verhindern will.
von Artur Oberhofer
Wer hätte sich das gedacht?
Vor wenigen Jahren war Michl Ebner für das Benko-Projekt noch Feuer und Flamme.
So sehr, dass er – so wissen Insider – bei dem Innsbrucker Investor diskret vorfühlte. Der Vorschlag des Handelskammer-Präsidenten: René Benko sollte ihm, sobald das Projekt alle politischen Stationen durchlaufen hat, 50 Prozent der Anteile abtreten.
Der österreichische Investor habe abgelehnt.
Wohl auch deswegen feuert der Athesia-Konzern jetzt aus allen Rohren gegen das Benko-Projekt. Dabei nehmen Michl und Toni Ebner in Kauf, eine fürwahr unheilige Allianz einzugehen. Denn im Boot der Benko-Gegner sitzen die „frommen Brüder“ (wie Reinhold Messner sie gern nennt) jetzt mit den Grünen, mit den Neofaschisten, mit den Altkommunisten und mit den Grillini.
Wer immer sich in den vergangenen Wochen gegen das Benko-Projekt ausgesprochen hat, bekam im „Propagandablatt der Athesia“ (so die Wochenzeitung „ff“) breiten Raum.
Rudi Benedikter, den die „Dolomiten“ nie recht gemocht haben, war plötzlich ein gefragter Interviewpartner, weil er gegen Benko zündelte.
Ausgerechnet Rudi Benedikter, der zu jenen visionären Bozner Stadtpolitikern gehört, die das Thun-Projekt am Virgl versenkt haben. Ausgerechnet jener Rudi Benedikter, der dann selbst als „Virgl-Beauftragter“ fünf Jahre lang „gschaftelt“, aber nur blauen, pardon: grünen Rauch produziert hat.
Wie widersprüchlich die Diskussion abläuft, belegt der Umstand, dass Rudi Benedikter gegen das Benko-Kaufhausprojekt, aber für das Virgl-Projekt des Innsbrucker Investors ist.
Dass Grüne, Grillini, Altkommunisten und der Alt-Virgl-Beauftragte gegen das Benko-Projekt sind, mag eine gewisse politische Logik haben, wobei die grünen Pragmatiker um Hans Heiss und Brigitte Foppa schon ein bisschen Bauchweh mit der radikalen Linie der Bozner Grünen haben.
Auch Heiss & Co. sind so gescheit zu wissen, dass ein Investitionsvolumen von mehreren 100 Millionen Euro für die Südtiroler Bauwirtschaft, aber auch für viele Klein- und Mittelbetriebe in Zeiten wie diesen ein Segen wäre.
Dumm für die betroffenen, nach Aufträgen lechzenden Unternehmen:
Weil sie den Athesia-Verantwortlichen nicht auf die Zehen steigen wollen, trauen sich mächtige Verbandsbosse wie Gert Lanz oder Stefan Pan oder die Macher im Kollegium der Bauunternehmer nicht, offen für das Benko-Projekt einzutreten. Sie harren mit der Faust im Sack auf die Entscheidung – und beten.
Natürlich: Renè Benko wird, sofern man ihn bauen und der Stadt Bozen ein neues Gesicht verpassen lässt, viel Geld verdienen. Aber er hat die Sache angestoßen. Die Alternative zu Benko wäre ein Stillstand auf Jahre. Denn dass andere Investoren – oder gar die Laubenkaufleute, die sich selbst in die „Fetzgasselen“ zurückgezogen haben, um ihre Läden unter den Lauben sündteuer zu vermieten – ein eigenes Projekt starten, glaubt niemand mehr.
Dass der Athesia-Konzern gegen das Benko-Projekt Stimmung macht, entbehrt jeder Logik. In Krisenzeiten einem Investor, der 350 Millionen Euro in die lokalen Kreisläufe pumpen will, die Tür ins Gesicht zu knallen, ist nicht nachvollziehbar.
Das hat auch Alt-LH Luis Durnwalder im TAGESZEITUNG-Interview erklärt. Ausgerechnet Michl Ebner, der so vehement für den Bozner Flughafen, für die Erreichbarkeit Südtirols kämpft, der als Handelskammer-Präsident die Nöte und Sorgen der Südtiroler (Bau-)Wirtschaft bestens kennt, will den Mann, der 350 Millionen im Gepäck hat, aus dem Land jagen.
Der Kampf des Hauses Athesia gegen Benko erinnert irgendwie an den Hahnenkampf, den das Verlagshaus seinerzeit gegen den Sigmundskron-Schlossherrn Reinhold Messner initiiert hatte. Es geht nicht um die Sache, es geht um Personen – und um handfeste wirtschaftliche Interessen.
Der Clou wäre freilich, wenn Benko mit den 350 Millionen im Kofferraum nach Trient führe.
Der Athesia-Konzern tut jetzt zwar so, als kämpfe das Hausblatt gegen böse und finstere Mächte, die von einem Südtiroler Paten namens Heinz Peter Hager dirigiert werden. Aber in Wahrheit haben die „Dolomiten“ nie für die Menschen in Südtirol gekämpft. Weder im Fall Benko, noch bei anderen medialen Kampagnen.
Die Kampagne gegen Gewalt, beispielsweise, wurde nicht etwa gestartet, weil das Blatt die Menschen in Südtirol schützen oder ihnen helfen wollte, sondern weil ein Mitglied der Familie Ebner von albanischen Schlägern verprügelt wurde.
Dann die Brennercom-Affäre:
Zuerst hat die öffentliche Hand (mit Steuermitteln) die Brennercom-Investitionen geschultert, jetzt will Athesia die absolute Mehrheit.
Wer, bitteschön, kämpft hier fürs Volk?
Der Athesia-Konzern hat immer nur in eigener Sache gekämpft. Das haben die Menschen in Südtirol längst durchschaut. Glücklicherweise.
Der Athesia-Konzern will das Benko-Projekt versenken, weil man, erstens, aufzeigen will, dass das Medienhaus (noch) die Macht hat, die politischen Entscheidungsträger und das Volk zu beeinflussen. Benko hat den Athesia-Konzern nicht mitnaschen lassen, also, so das Kalkül, darf er nicht zu mächtig werden.
Das sind die wahren Beweggründe von Athesia – daran ändern auch die Gegendarstellungen nichts, die auf diesen Artikel folgen werden.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.