Girls
Roy Assaf, vielversprechender israelischer Jungchoreograf, zeigt heute bei Tanz Bozen zwei Choreografien: das poetische Duett Six years later und das weibliche Quintett Girls, inspiriert vom Initiationsritus der Frühlingsweihe.
Abstrakte, fließende und ausdrucksstarke Bewegungen zeichnen die Choreografie-Sprache des mehrfach ausgezeichneten Künstlers aus. Seine internationale Karriere begann Roy Assaf als Tänzer an der Seite von Emanuel Gat, seit mehreren Jahren ist er auch als Choreograf erfolgreich tätig. Assaf bezeichnet seine Arbeiten selbst als “ehrlich”, sie beruhen auf Körpern und Bewegungen. Er erzähle keine Geschichten, wolle keine Aussagen zu etwas Bestimmten machen, keine Position einnehmen, sondern den Blick offen halten.
So auch in den beiden Choreografien Six Years Later und Girls, die auf dem Festival Tanz Bozen, am Mittwoch, den 22. Juli (21.00 Uhr) im Stadttheater gezeigt werden. Mit dem Duett Six Years Later gastierte Assaf 2014 auf der Biennale in Venedig, im Anschluss erhielt er den nationalen Kritikerpreis der Zeitschrift Danza&Danza als „bester Choreograf des Jahres“. Die Zuschauer werden in Six Years Later Zeugen einer Begegnung zweier Menschen, ohne zu wissen, was zwischen diesen beiden in den vergangenen sechs Jahren vorgefallen ist. Wir wissen nur, dass Roy Assaf und Hadar Yunger-Harel dieselben Gedanken teilen, vom selben Zauber beseelt sind. Contact Improvisation, Berührungen voller Zartheit, ein behutsamer Umgang miteinander. Für Girls arbeitete Assaf mit fünf jungen Tänzerinnen. Die Damen tanzen und kokettieren in roten Badeanzügen auf einer weißen Bühne, die zunächst ein Schwimmbecken und schließlich einen Laufsteg zum Altar darstellt. Die Frauen schlecken Eis, werfen Küsse in die Luft, spreizen ihre Beine, wackeln mit den Hintern: eine Reihe von Tänzen und Gesten, die weibliche Stereotype aufgreifen, welche einem männlichen Fantasienkatalog entnommen sind. Assaf spielt in Girls mit Geschlechterbildern und Erwartungen, mal klischeehafte, mal zerbrechlich, mal humorvoll, mal fragend.
Roy Assaf wurde 1982 in einer bäuerlichen Umgebung im Süden Israels geboren. Mit sechzehn Jahren tritt er in die Tanzkompanie von Regba Gilboa ein, 2003 lernt er den israelischen Choreografen Emanuel Gat kennen. Aus dieser Begegnung erwächst eine intensive Zusammenarbeit, die in Winter Voyage und The Rite of Spring von Gat gipfelt, die weltweit mehr als 300 Mal aufgeführt wurden. Gemeinsam mit seinem Lehrer Regba Gilboa nimmt er an Shades in Dance teil, einem Wettbewerb des Suzanne Dellal Center von Tel Aviv, bei dem ihre Performance den Jurorenpreis sowie den Publikumspreis gewinnt.
2006 ist er als choreografischer Assistent von Emanuel Gat in K626 tätig – einem Stück für acht Tänzerinnen und Tänzer zum Requiem von Mozart – und im Jahre 2009 in Hark, einer Choreografie für das Ballet de l’Opéra de Paris. Seit 2010 ist er assoziierter Künstler der holländischen Tanzkompanie NND in Groningen. Das Duett Six Years Later aus dem Jahre 2011 für das Curtain Up Festival erhielt die Erstplatzierung in der Kategorie Choreografie beim 5th International Choreography Competition in Kopenhagen. Aus dem Jahre 2012 stammt das Trio für drei Tänzer The Hill und im August 2014 debütiert Girls (The Full Version). 2014 erhält er zudem den Premio Danza&Danza als „Choreograf des Jahres“ für die Aufführung von Six years later bei der Biennale von Venedig und das Werk II Acts For the Blind für die kalifornische Gruppe L.A. Dance Project unter der Leitung von Benjamin Millepied. Das Staatstheater Tanz Braunschweig hat 2014 Girls&Boys in Auftrag gegeben und das Royal Swedish Ballet Four Ballades, das im Februar 2015 uraufgeführt wurde.
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