„Mir ist das peinlich“
Nach einem Beschluss des Landtags: LH Arno Kompatscher streicht seinen „falschen“ Doktor-Titel aus der Internetpräsenz der Landesregierung.
Es ist ein kleiner Etappensieg für Hans Heiss: Der Südtiroler Landtag hat am Mittwoch einen Beschlussantrag des Grünen angenommen, der die Landesregierung zur Überprüfung der „falschen“ Doktoren-Titel auffordert.
Demnach muss die Landesregierung die einschlägige Rechtslage akademischer Titelführung in Zusammenarbeit mit den eigenen Rechtsämtern und der Freien Universität Bozen nochmals abklären, ein klar formuliertes Rundschreiben entwerfen lassen und dieses in der Verwaltung und in den Schulen verbreiten.
Es komme häufig vor, dass sich Südtiroler, die in Österreich einen Bachelor- oder Magistertitel erworben haben, hierzulande als „Dr.“ ausgeben würden, begründete Hans Heiss seinen Antrag.
Der Grund: Das österreichische Studium in Italien wird mit einer „Laurea“ und dem Titel „dottore“ bzw. „dr.“ (kleingeschrieben) anerkannt. Im deutschen Sprachraum steht „Dr.“ aber für ein Doktoratsstudium.
„Das ist so, als würde sich eine Frühstückspension als Vier-Sterne-Hotel ausgeben“, sagte der Grüne und sprach von einem „peinlichen Etikettenschwindel“.
Ähnlich äußerte sich Sven Knoll von der Süd-Tiroler Freiheit: Man könne hier „nicht nur von peinlichem Usus, sondern regelrecht von Missbrauch sprechen“.
Albert Wurzer (SVP) gab Hans Heiss zwar inhaltlich recht, hegte aber Zweifel an der Formulierung des Antrags. Erstens würde kaum jemand gern den italienischen Titel „dott.“ führen. Und zweitens sei der Aufwand für die Umsetzung des Antrags sehr hoch, er würde eine Lawine ins Rollen bringen, vor allem, wenn man Titel aus verschiedensten Ländern handhaben müsse.
Waltraud Deeg (SVP) schloss sich den Ausführungen Wurzers an. Das Land habe 18.000 Mitarbeiter, und viele von ihnen hätten akademische Titel verschiedenster Provenienz, was eine Umsetzung des Antrags schwierig mache. Daher sehe sie einen Verzicht auf Anführung des Titels realistischer.
Die Landesregierung trete im Internet ohne akademische Titel auf, erklärte LH Arno Kompatscher. Ihm persönlich reiche der Titel „Landeshauptmann“. Es sei ihm auch peinlich, wenn er in Wien mit „Doktor“ begrüßt werde, in Rom hingegen werde nur die Funktion angeführt.
So einfach hätten es aber nicht alle. Wahrscheinlich habe sich die EU deshalb zum Titelverzicht entschieden, weil es zu kompliziert wäre, Titel aus den verschiedenen Ländern korrekt zu gebrauchen. Auf jeden Fall sollte man in der Landesverwaltung einen etwas saubereren Umgang mit Titeln anstreben.
Übrigens: Unmittelbar nach der Verabschiedung des Beschlussantrags hat LH Arno Kompatscher reagiert – und seinen „falschen“ Doktor-Titel aus der Internetpräsenz der Landesregierung gestrichen.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.