„Erhöhtes Gewaltrisiko“
Petra Fischnaller vom Frauenhaus Meran über den Mordversuch an einer der betreuten Frauen.
TAGESZEITUNG Online: Frau Fischnaller, das Frauenhaus Meran hat nach dem brutalen Gewaltakt gegen eine der betreuten Frauen am Montagvormittag eine Pressemitteilung herausgegeben. Warum?
Petra Fischnaller: In erster Linie deshalb, weil die Öffentlichkeit in solchen Fällen zuerst meist die Schuld beim Opfer sucht. Es wird gefragt: Hat die Frau auch alle Schutzmaßnahmen getroffen, hat sie dies gemacht, hat sie jenes gemacht? Wir möchten dagegen den Fokus auf den Täter richten. Die Verantwortung liegt bei ihm, er hat den Gewaltakt begangen.
Welche Schutzvorkehrungen hatte das Opfer im vorliegenden Fall getroffen?
Die Frau hat alle Maßnahmen getroffen, die möglich waren: sie hat Anzeige gegen ihren Ehemann erstattet, sie stand im Kontakt zu den Carabinieri. Trotzdem ist es so weit gekommen.
Ist es das erste Mal, dass eine vom Frauenhaus Meran betreute Frau angegriffen wird?
In diesem Ausmaß schon. Allerdings berichten uns die Frauen oft, dass sie bedroht und verfolgt werden. Wir versuchen deshalb, über unsere Beratungsstelle Vorkehrungen zu treffen.
Wir klären die Frauen darüber auf, was sie zu ihrem Schutz und zu ihrer Sicherheit unternehmen können, auch in juridischer Hinsicht. Der Vorfall vom Montag bestätigt leider wieder, dass Trennungen ein erhöhtes Gewaltrisiko darstellen können und dass diese den Gewalttäter nicht daran hindern, weitere Straftaten auszuführen. Diese Gefahr darf nicht unterschätzt werden.
Was tun Sie, wenn Sie merken, dass eine Frau im Frauenhaus nicht sicher ist?
Wir bringen sie in einer anderen Struktur unter.
Wie haben Sie von dem Mordanschlag auf die Frau erfahren?
Wir wurden von den Ordnungshütern informiert.
Wie geht es der Frau jetzt?
Sie ist wieder bei uns im Frauenhaus. Sie hat einige Prellungen, aber es geht ihr den Umständen entsprechend gut. In solchen Fällen zeigen sich die körperlichen und seelischen Folgen allerdings oft erst später.
Interview: Karin Gamper
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