Die Version des Schlägers
Er habe Sehnsucht nach seinen Kindern gehabt. So begründet der 45-jährige B.B. seine schockierende Gewalt-Attacke gegen seine Ehefrau am Montagvormittag in Meran. Sein Anwalt hält ihn für teilweise zurechnungsfähig.
Von Thomas Vikoler
Es ist beinahe ein Wunder.
Die Frau, die am Montag gegen 10.30 Uhr in der Meraner Speckbacherstraße von einem Auto angefahren und anschließend verprügelt wurde, ist bereits am Abend aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Ärzte im Meraner Spital diagnostizierten mehrere Prellungen und legten die Heilungsdauer auf 22 Tage fest.
Die Frau ist zu ihren Kindern ins Frauenhaus Meran zurückgekehrt.
Ihr Ehemann, der 45-jährige B.B., sitzt derweil im Bozner Gefängnis in U-Haft.
Sein Fahrzeug, ein blauer Opel Zafira, steht beschlagnahmt auf einem Meraner Areal und sieht aus wie nach einem schweren Unfall. Die Windschutzscheibe ist eingedrückt, die Ehefrau war mit dem Kopf dagegen geschleudert worden, nachdem sie auf ihrem Fahrrad vom Opel Zafira voll erfasst worden war. Das Hinterrad des Fahrrades ist verbogen.
Für Luisa Mosna, die für den Fall zuständige Staatsanwältin, handelte sich eindeutig um einen Mordversuch.
B.B. habe mit der eindeutigen Absicht gehandelt, das Leben seiner Ehefrau auszulöschen, auch indem er nach der Auto-Attacke auf sie einprügelte, als sie am Boden lag. Ein Gewaltakt von seltener Grausamkeit.
Am Donnerstag wird der aus dem Kosovo stammende Arbeiter im Bozner Gefängnis Voruntersuchungsrichter Emilio Schönsberg vorgeführt. B.B., das kündigt sein Vertrauensanwalt Fernando Pontecorvo an, wird bei der Haftprüfung keine Aussage machen.
Advokat Pontecorvo lässt seine Strategie für den weiteren Verlauf des Verfahrens anklingen: Sein Mandant sollte einem psychiatrischen Gutachten unterzogen werden, weil der Verdacht einer teilweisen Zurechnungsfähigkeit zum Tatzeitpunkt bestehe. Der Familienvater sei nämlich bisher nicht durch Gewalttätigkeiten aufgefallen und auch nicht vorbestraft.
Laut Pontecorvo wollte B.B. am Montagvormittag nicht seine Frau umbringen, sondern seine Kinder wiedersehen. Er sei vor der Tat bei den Sozialdiensten gewesen, um ihren Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen. Man habe ihn ohne Antwort weggeschickt. „Er ist dann durch die Stadt gefahren und hat vor dem Frauenhaus ein Fahrrad eines seiner Kinder entdeckt. Dann hat er auf die Ehefrau gewartet“, berichtet der Anwalt.
Vor zwei Wochen hatte die Ehefrau B.B. wegen Misshandlung in der Familie angezeigt. Sie packte kurzerhand die Koffer, nahm die Kinder und kam im Frauenhaus unter. Der Ehemann reagierte mit einer Strafanzeige wegen übler Nachrede gegen die Ehefrau, er hält sich für unschuldig.
Sein Anwalt räumt ein, dass das Verhältnis zwischen den Ehepartner in den letzten Wochen „zerrüttet“ gewesen sei.
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