Wettlauf mit der Justiz
Scheitert das geplante Comeback von Olympiasieger Alex Schwazer an der langsamen italienischen Sport-Justiz? Bisher gibt es keinen Termin für die Verhandlung zur Reduzierung der Dopingsperre, Anwalt Gerhard Brandstätter wird langsam nervös.
Von Thomas Vikoler
Er lebt in einem gemieteten römischen Appartement wie ein Mönch. Täglich trainiert er, überwacht von seinem Anti-Doping-Coach Sandro Donati, auf holprigen Vorstadt-Radwegen. Alex Schwazer hat sich nach seinen Doping-Sünden einem ethisch aufgeladenen Reha-Programm unterzogen und wartet auf eine Reduzierung seiner Sperre durch das CONI-Sportgericht.
Bis Ende dieses Monats hätte dies erledigt sein sollen, denn Schwazer bekanntlich will bekanntlich zur Olympiade in Rio 2016. Doch bisher gibt es nicht einmal einen Termin für eine Verhandlung. Gerhard Brandstätter, der Bozner Anwalt des Olympiasiegers im Gehen wird langsam nervös.
„Ich habe in den vergangenen Tagen Rom noch einmal urgiert, damit endlich etwas weitergeht“, berichtet Brandstätter. Die Staatsanwaltschaft will noch die in Bozen angeklagten Sportärzte Giuseppe Fischetto und Pierluigi Fiorella anhören. Die Hauptverhandlung in Bozen wurde aber auf den 11. Juli vertragt. Der zweite vermeintliche Grund für die Verzögerung: Die internationale Antidopingagentur WADA und der Leichtathletik-Weltverband IAAF haben bisher ihr Gutachten zum Reduzierungs-Antrag Schwazers nicht abgeliefert, was Brandstätter aber bezweifelt: „Die Staatsanwaltschaft will darüber keine Auskunft geben“.
Der Geher aus Kalch, der zuletzt auch in Südtirol trainierte, war 2013 zu einer exemplarischen Doping-Sperre von dreieinhalb Jahren verurteilt worden, im Februar wurde sie wegen der verpassten Obersdorfer Dopingkontrolle um drei Jahre bis zum 29. April 2016 verlängert.
Acht Monate Strafreduzierung würden genügen, um umgehend wieder die notwendigen Wettkämpfe zu bestreiten, um das Olympia-Limit zu schaffen. Letztmöglicher Termin für die Qualifikation ist September, doch bis dahin müsste Schwazer bereits mehrere Wettkämpfe bestritten haben. Es wird also langsam knapp für den Zurückkehrenden, denn im August ruht die italienische Justiz erfahrungsgemäß.
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