„Es bräuchte 66 Psychologen“
Bildungs-Landesrat Philipp Achammer ist kein großer Fan von Schulpsychologen an den Schulsprengeln. Er will mit seinen Parteikolleginnen nach einer anderen Lösung suchen.
von Heinrich Schwarz
Veronika Stirner lässt mit einem interessanten Vorschlag aufhorchen. In einem Beschlussantrag, der auch von ihren SVP-Landtags-Kolleginnen Magdalena Amhof und Maria Kuenzer unterstützt wird, fordert sie die Einsetzung von Schulpsychologen. Auf maximal 1.000 Schüler solle ein „Seelendoktor“ kommen (siehe https://www.tageszeitung.it/2015/06/21/psychologen-an-der-schule/).
„Ich verfolge das Thema schon sehr lange. Auch die Psychologenkammer und verschiedenen Vereine stimmen mir zu, dass die derzeitige Situation absolut nicht zufriedenstellend ist“, so Stirner.
Derzeit gibt es in Südtirol keine Schulpsychologen, sondern nur die Psychologischen Dienste des Sanitätsbetriebes. „Man kann dabei aber nicht von Schulpsychologen sprechen, da das Personal noch eine Reihe von anderen Aufgaben zu erfüllen hat“, heißt es im Beschlussantrag.
Auch das Angebot der pädagogischen Beratungsstellen sei bei weitem nicht ausreichend. Und für Eltern und Lehrer sei oft nicht klar, an wen sie sich in schwierigen Situationen wenden können. „Laut Studien wünschen sich die Schulen eigene Schulpsychologen, die schnelle, unkomplizierte und unbürokratische Hilfe bieten“, sagen Stirner, Amhof und Kuenzer. Dies sei heute aufgrund der zunehmenden Probleme bei Schülern umso wichtiger.
Bildungs-Landesrat Philipp Achammer hat sich den Beschlussantrag, der im Juli im Landtag behandelt wird, bereits angesehen. Er sagt: „Ich bin grundsätzlich davon überzeugt, dass es Unterstützungssysteme braucht, aber man sollte nicht dazu tendieren, immer mehr Fragen an Experten zu delegieren. Denn im Sinne eines inklusiven Schulsystems ist es ganz wesentlich, dass man die Potenziale innerhalb der Schule nutzt. Viele Lehrpersonen sind entsprechend ausgebildet und könnten ihre Fähigkeiten in diesem Bereich gut einsetzen.“
Man könne das derzeitige Unterstützungssystem samt der pädagogischen Beratungsstellen und der Psychologischen Dienste verstärken, indem man die innerschulischen Kompetenzen mehr wahrnehme, meint Achammer. „Darüber hinaus gibt es an vielen Schulen auch noch die Rolle von Sozialpädagogen, die zwar keine Psychologen sind, aber gute Qualifikationen haben und sicher noch aufgestockt werden.“
Für den Bildungs-Landesrat geht es also in erster Linie um die Frage, wie man die neuen Bedürfnisse an den Schulen ohne Schulpsychologen bewältigen kann: „Eben durch eine Verstärkung der derzeitigen Unterstützungsleistungen.“
Die Einführung von Schulpsychologen sei hingegen äußerst schwierig. „Bei einem Psychologen auf 1.000 Schüler bräuchte es 66 Stellen“, rechnet Philipp Achammer vor.
Er will sich deshalb mit seinen Parteikolleginnen unterhalten, um einen gemeinsamen Weg zu finden.
Nur: Wo bleibt bei so vielen Anlaufstellen eine „schnelle, unkomplizierte und unbürokratische Hilfe“?
„Das ist ein guter Punkt“, sagt Achammer. Man müsse die Koordinierung zwischen den bestehenden Diensten sicherlich verstärken, um je nach Situation einen schnellen Kontakt herzustellen.
Auch kann sich der Bildungs-Landesrat vorstellen, einen Teil des Personals der Psychologischen Dienste für Schulsituationen zu professionalisieren.
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