Südtiroler Retter?
Der Brunecker Immobilien-Investor Martin Hellweger soll jetzt das neue Kaufhaus in Lienz bauen – er übernimmt die Baustelle der Hobag. Die Skepsis bleibt.
von Silke Hinterwaldner
Jetzt ist das Geheimnis gelüftet: Zwei Südtiroler Unternehmen werden nicht länger für das Chaos rund um den Bau des Kaufhauses in Lienz verantwortlich sein.
In den vergangenen Jahren hatten die Hobag Immobilien GmbH der hart angeschlagenen Bauunternehmerfamilie Reichegger und ein Unternehmen von Günther Bachmann namens Ulysses versucht, an der Dolomitenkreuzung in Lienz ein Großkaufhaus zu errichten. Aber die Zeit verging und die Baugrube verwilderte zusehends, das Geld fehlte, Rekurse blockierten einen Baufortschritt, die Bürger selbst waren wenig erfreut wie sich in einer Volksbefragung zeigte.
An einen Bau des Kaufhauses glaubte zuletzt kaum jemand mehr.
Bürgermeisterin Elisabeth Blanik hat vor wenigen Tagen bekannt gegeben, wer der neue Geldgeber sein soll: Martin Hellweger. Laut dem Lienzer Online-Magazin Dolomitenstadt kommentierte die Bürgermeisterin den Investorenwechsel lakonisch: „Glauben tu ich das erst, wenn die Bagger auffahren.“ Immerhin habe sich die Stadtverwaltung bei der Hobag-Konkursrichterin in Bozen erkundigt und erfahren, dass die außergerichtliche Lösung des Grundstücksdeals in Lienz genehmigt ist. Abgewickelt wurde der Investorenwechsel über die Südtiroler Sparkasse.
Günther Bachmann erklärte gestern gegenüber der TAGESZEITUNG: „Wir haben sieben Jahre lang für das Kaufhaus gekämpft, insofern tut es mir leid, dass wir es nicht selbst bauen können. Aber es freut mich gleichzeitig, dass wir eine gute Sache vorbereitet haben, die jetzt auch umgesetzt wird.“
Die Skepsis nach dem Einstieg von Investor Hellweger mag vor allem mit der leidlichen Geschichte des Kaufhaus-Projektes zu tun haben. Innerhalb der Stadtverwaltung von Lienz löste die Nachricht jedenfalls kaum Erleichterung aus. Hellweger selbst soll versichert haben, jetzt weitermachen zu wollen. Immerhin: Für das Kaufhaus in Lienz gibt es bereits ein Projekt, das sämtliche Instanzen durchlaufen hat. Auf der Baustelle wartete man angeblich nur noch auf jemanden, der das nötige Kleingeld vorstrecken könnte. Lange war man davon ausgegangen, dass Kaufhausinvestor Renè Benko die Baustelle übernehmen könnte, immerhin betreut sein Unternehmen ICM das Projekt als Berater.
Aber seit kurzem ist klar, dass ein Südtiroler die ewige Baustelle an der Lienzer Dolomitenkreuzung beseitigen soll. Denn: Martin Hellweger stammt aus dem Pustertal, er hat an der Bocconi in Mailand studiert und arbeitet nun im Bereich Finanzbeteiligungen mit Schwerpunkt Immobilieninvestitionen vor allem in Deutschland, aber auch in Österreich, Italien und Frankreich.
Seine Kronberg-Gruppe mit Sitz in Berlin gibt es bereits seit 25 Jahren. Hellweger führt aber auch ein Büro in der Brunecker Herzog-Sigmund-Straße.
Glaubt man den Ausführungen auf der Homepage des Unternehmens, agiert Hellweger durchaus erfolgreich. Seinen Erfolg feiert er auch gern, zum Beispiel beim alljährlichen Sommerfest auf seinem Gutshof Kronberg in St. Lorenzen.
Jetzt soll Hellweger den neuen, starken Mann in Lienz geben. „Wir werden ihm sicherlich zur Seite stehen“, erklärt Bachmann, „aber nur insofern unsere Hilfe auch gewünscht wird.“ Er hält Hellweger für die richtige Wahl für das Kaufhaus Lienz, immerhin entwickle er derzeit auch ein Shopping-Center in Verona.
Und: Die Benko-Gruppe ICM wird weiterhin für die Entwicklung des Projektes zuständig bleiben. Um vor Ort größeres Vertrauen zu gewinnen, hat Hellweger auch gleich versprochen, dass die Hobag-Gläubiger in Lienz von ihm finanziell entschädigt werden.
Was viele nicht wissen: Martin Hellweger ist mit Hobag-Chef Peter Reichegger eng befreundet. Günther Bachmann sagt über ihn: „Wir kennen ihn schon lange. Er ist ein lieber Freund von uns.“
So schließt sich der Kreis wieder.
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