Abschied auf Raten?
Beim FC Südtirol müssen möglicherweise unpopuläre Entscheidungen getroffen werden. Der langjährige Kapitän Hannes Kiem bekommt aller Voraussicht nach keinen Vertrag mehr. Und: Das Tauziehen um Manuel Fischnaller könnte eskalieren.
von Artur Oberhofer
Beim FC Südtirol hat man keine Eile. „Hannes Kiem hat noch einen Vertrag bis 30. Juni, bis dahin ist noch Zeit“, sagt Dietmar Pfeifer, der Generaldirektor. Die Chancen, dass der langjährige Kapitän beim FCS bleibt, lägen laut Pfeifer derzeit „bei 50 zu 50“.
Soweit die offizielle Diktion.
Hinter den Kulissen ist die Entscheidung längst gefallen:
Nach derzeitigem Stand der Dinge wird der FCS den Vertrag mit Hannes Kiem nicht verlängern. Der Hintergrund: Der Vinschger Profi ist mit 30 in die Jahre gekommen. Und: Aufgrund der neuen Verbandsbestimmungen dürfen Proficlubs nur mehr 24 Spieler unter Vertrag haben. Und: Von diesen 24 Spielern müssen mindestens fünf (bis maximal acht) Spieler U-21-Spieler sein.
Also Jahrgang 1994 und jünger.
Das bedeutet im Fall des FC Südtirol: Der Club wird sicher acht U-21-Spieler unter Vertrag nehmen, so dass der Verein das Maximale an Beiträgen vom Fußballverband erhält. Je mehr U-21-Spieler, desto mehr Geld gibt es. „Wir müssen schließlich schauen, wie wir den Verein finanzieren“, erklärt Generaldirektor Dietmar Pfeifer die Politik des Vereins.
Bleiben folglich noch 16 Plätze.
Von diesen 16 Plätzen sind bereits ein gutes halbes Dutzend vergeben: Hannes Fink, Simone Branca, Luca Bertoni, Max Tagliani, Alessandro Furlan, Michael Cia und Manuel Fischnaller haben noch einen Vertrag. Und jener mit Fabian Tait wird sicher verlängert. „Fabian will bei uns bleiben, wir wollen verlängern, also dürfte es da keine Probleme geben“, bestätigt Generaldirektor Dietmar Pfeifer.
Der FCS wird also acht, höchstens neun Spieler zukaufen bzw. ausleihen.
Bei diesen acht oder neun Spielern muss die Vereinsführung einen idealen Mix an jungen und erfahrenen Spielern finden, um den Klassenerhalt zu schaffen. Trainer Giovanni Stroppa hat (völlig zu Recht) tiefgestapelt, als er den Klassenerhalt als Saisonziel ausgaben Denn in der nächsten Saison wird das Niveau im FCS-Kreis der Ersten Division steigen. Mit Brescia, Cittadella, Padova und Varese werden möglicherweise vier B-Absteiger und Traditionsclubs dem Kreis der Weiß-Roten zugeteilt. Außerdem werfen Mannschafen wie Alessandria (dort wird Beppe Scienza Trainer) und Pavia (der chinesische Geldgeber will den Verein in die Serie A und nach Europa führen) mit Geld nur so um sich.
Mit anderen Worten:
Der FCS kann es sich – so brutal es auch klingen mag – nicht mehr leisten, einen oder mehrere Spieler zu halten, nur weil sie Südtiroler sind.
Den Fußballromantikern, die vom FCS als einer kleinen Südtiroler Nationalmannschaft geträumt haben, wird das Herz zerbrechen.
Dietmar Pfeifer ist sich dessen bewusst, dass das, was der Verein im Fall Hannes Kiem beschließt, immer falsch sein wird, egal was passiert.
Denn lässt man Kiem ziehen, wird es heißen:
Die bösen und undankbaren FCS-Funktionäre!
Gibt man ihm einen neuen Vertrag, dürfte der Kapitän meist auf der Tribüne schmoren.
LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:
* Wie das Tauziehen um Manuel Fischnaller
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