Die Katerstimmung
Südtirols Seilbahnunternehmer plagen derzeit gar einige Sorgen: vom Investitions- und Kostendruck über die Nachwuchsproblematik bis hin zum Überlebenskampf kleinerer Skigebiete.
Südtirols Seilbahnunternehmer plagen derzeit gar einige Sorgen: vom Investitions- und Kostendruck über die Nachwuchsproblematik bis hin zum Überlebenskampf kleinerer Skigebiete. Das wurde bei der Vollversammlung des Verbandes der Seilbahnunternehmer Südtirols deutlich, die am Donnerstag im Konferenzzentrum des Hotels Four Points Sheraton in Bozen stattfand.
Bei der Vollversammlung wurde aber nicht geklagt, sondern es wurden Pläne für die Zukunft geschmiedet.
Verbandspräsident Siegfried Pichler, gleichzeitig Direktor der Obereggen AG, berichtete in seiner Rede über die vergangene Wintersaison, die vielerorts von Schneemangel und zu milden Temperaturen geprägt war. Der Saisonverlauf sei demnach von Skigebiet zu Skigebiet sehr unterschiedlich gewesen. „Die größten Rückgänge gegenüber der vorhergehenden Wintersaison sind vor allem in den kleineren Skigebieten zu verzeichnen, welche vorwiegend auf Tagesgäste angewiesen sind und nicht über leistungsstarke Beschneiungsanlagen verfügen“, so Pichler.
Der Verkauf von Saisonskipässen sei insgesamt rückläufig.
Als eine der größten Herausforderungen für die Skigebiete nannte Pichler die Nachwuchsproblematik. Immer weniger Kinder fahren angesichts der Vielzahl an alternativen Freizeitangeboten Ski.
Mit verschiedenen Aktionen versucht der Verband entgegenzuwirken. Auch vom neuen Bildungsgesetz, das das Skifahren als außerschulische Tätigkeit anerkennt, erhofft sich Pichler Impulse, vorausgesetzt die Schüler nutzen diese Möglichkeit und es gibt die Bereitschaft der Schuldirektoren und Lehrpersonen.
Insgesamt besteht die Herausforderung darin, in Zusammenarbeit mit allen am Wintertourismus beteiligten Kategorien neue, spannende Perspektiven für das Skifahren zu eröffnen, meinte Pichler: „Moderne Liftanlagen, beste Pistenverhältnisse und ein reichhaltiges Gastronomieangebot reichen oft alleine nicht mehr aus.“
Die Skigebiete müssen Profil zeigen und eine für sie passende Positionierung finden, meint Pichler. Und: „In einer Zeit der schwierigen Konjunktur braucht es außerdem eine flexible Preispolitik.“
Jedenfalls bestätige die Statistik klar, dass rund zwei Drittel der Winterurlauber nach wie vor wegen des Skifahrens nach Südtirol kommen. Alle anderen Angebote sind zwar wichtig, aber es gibt noch keine richtige Alternative zum Skisport.
So wichtig die Liftanlagen für den Wintertourismus und für den Wintersport im Allgemeinen sind, so schwer lasten auf den Liftbetreibern die Kosten bei zugleich stagnierenden Umsätzen.
Vor allem die Energiekosten für die unverzichtbar gewordene technische Beschneiung fallen ins Gewicht. „Rund zehn Prozent des Jahresumsatzes, in bestimmten Fällen auch um ein Vielfaches mehr, betragen mittlerweile die Kosten, welche ein Seilbahnunternehmen für die technische Beschneiung ausgibt“, nannte Pichler eine beeindruckende Zahl.
Dazu kommen die Investitionen, die vor allem für schwächere Skigebiete immer schwerer zu schultern sind.
Gerade in den nächsten Jahren werden erhebliche Investitionen in den Bau von Speicherbecken und die Modernisierung der Beschneiungsanlagen notwendig werden, hieß es am Donnerstag. Entsprechend appellierte Pichler an die Politik, bei den Investitionsförderungen die Skigebiete in angemessener Weise zu berücksichtigen, vor allem die Kleinstskigebiete und die 16 noch existierenden Dorflifte – zu grundlegend seien sie für den gesamten Wintertourismus.
Südtirols Seilbahnwirtschaft in Zahlen:
- – 372 Seilbahnanlagen, davon 23 Seilbahnen, 140 Umlaufbahnen, 91 Sessellifte, 114 Schlepplifte, 3 Standseilbahnen und 1 Schrägaufzug;
- – 1.952 Mitarbeiter, davon 704 mit unbefristeten Arbeitsverhältnis und 1.248 Saisonangestellte;
- – 128,5 Millionen beförderte Fahrgäste, davon 120,7 Millionen im Winter und 7,8 Millionen im Sommer;
- – 280,5 Millionen Euro Jahresumsatz;
- – Zirka 1,5 Milliarden Euro direkte Wertschöpfung des Wintertourismus bei 11 Millionen ?Nächtigungen und 140 Euro Tagesausgaben pro Kopf (Quelle: Astat 2014)
- – Investitionen von 60 Millionen Euro in neue Liftanlagen 2014
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