Strahlender Landtag
Wie gefährlich sind Handy- und Internetstrahlen? Und: Sollen Anlagen in Schulen und Krankenhäusern verboten werden? Im Landtag fand am Mittwoch eine hitzige Debatte statt.
Die Grünen forderten die Annahme des Vorsorgeprinzips beim Mobilfunk. Brigitte Foppa erinnerte an die kürzlich im Landtag abgehaltene Tagung zur Strahlenbelastung von Mobilfunk, WLAN usw., bei der mögliche Gefahren zu Tage getreten seien.
Daher sollte man bis zur definitiven Klärung der Schädlichkeit auf Installationen in Schulen, Krankenhäusern usw. verzichten, bestehende Anlagen durch strahlungsärmere ersetzen. Ein verfrühter Einsatz digitaler Medien sei auch aus pädagogischer Sicht bedenklich.
Der Antrag forderte außerdem die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die sich nach zukunftsfähigen Technologien umschaut, und eine Sensibilisierungskampagne zum Thema, auch in den Lokalzügen, wo das WLAN von vielen gleichzeitig genutzt werde.
Paul Köllensperger (5 Sterne Bewegung) unterstützte den Antrag, allerdings würde er den Schwerpunkt mehr auf die Handys setzen. Die WLANStrahlung sei im Vergleich dazu gering, der Austausch der Anlagen aufwändig und teuer. Das Wichtigste sei aber die Sensibilisierungskampagne zu einem vernünftigen Gebrauch der Handys, etwa mit Kopfhörern. Vor dem Verwaltungsgericht Latium wollten Verbraucherschützer derzeit eine solche Kampagne italienweit durchsetzen.
Er respektiere die Sorgen vieler Menschen gegenüber der Funktechnik, sei aber gegen eine Verbotsgesellschaft, erklärte Andreas Pöder (BürgerUnion). Die Strahlenbelastung bei einem Interkontinentalflug sei um ein Vielfaches höher. Die Strahlung von Kabeln sei auch ungesund. Die gesundheitlichen Auswirkungen des Mobilfunks seien noch nicht geklärt. Er wäre eher für einen durchgehenden Empfang auch in den Tunnels.
Er stimme den Grünen in sehr vielen Punkten zu, erklärte Sven Knoll (SüdTiroler Freiheit) und schlug vor, die Krankenhäuser auszunehmen. Dort werde das WLAN für den internen Datenaustausch genutzt.
Myriam Atz Tammerle (STF) schlug mit einem Änderungsantrag vor, die Anlagen durch manuelle Bedienung anwenderabhängig zu machen. Bei Tests an Larven seien Verformungen nachgewiesen worden, eine schädliche Wirkung sei daher nicht auszuschließen. Man sollte den Menschen die Wahl bieten, ob sie sich diesen Strahlen aussetzen wollten, und die Anlagen abschaltbar machen. Eine Kabelverbindung sollte als Alternative immer in Betracht gezogen werden.
Die Anhörung zum Mobilfunk habe eine sichere Erkenntnis gebracht, und zwar, dass es keine sicheren Erkenntnisse gebe, bemerkte Riccardo Dello Sbarba (Grüne). Daher sei das Vorsorgeprinzip folgerichtig. Mit dem richtigen Verhalten könne man die Strahlengefahr erheblich vermindern, in dem man z.B. abschaltet, wenn man es nicht braucht. Überhaupt könne man durch Verzicht auf Unnötiges viele Gefahren umgehen.
Immer wenn man von Handymasten spreche, gebe es in der Bevölkerung Unruhe und Ängste, bemerkte Oswald Schiefer (SVP). Schon aus diesem Grund müsse man das Kabelnetz rasch ausbauen.
Als ehemaliger Bürgermeister kenne er die Angst der Bürger vor Handymasten, erklärte Christian Tschurtschenthaler (SVP). Bei der Anhörung seien die Meinungen je nach Herkunftsbereich der Referenten ausgefallen. Wichtig sei es, die Leute, vor allem die Kinder, über mögliche Gefahren aufzuklären und Möglichkeiten der Vermeidung aufzuzeigen.
Man hinke etwas nach, man sei von der Realität überholt worden, denn die kabellose Übertragung sei bereits zu weit verbreitet, auch bei den Kindern, meinte Dieter Steger (SVP). Umso wichtiger sei ein richtiger Umgang mit diesen Technologien. Seine Fraktion könne dem Antrag zustimmen, allerdings mit einer Änderung: Kein Verbot von WLAN in Schulen usw., sondern Ersetzung durch strahlenärmere Anlagen und Nutzung nur bei wirklichem Bedarf.
Die Anhörung habe zwar keine sichere Erkenntnis gebracht, wohl aber die Empfehlung zu einem vernünftigen Umgang mit der Technik, erklärte Maria Hochgruber Kuenzer (SVP). Das sei schon beim Fernseher so gewesen. Beim Mobilfunk seien nicht nur die Strahlen zu bedenken, sondern auch der Einfluss auf das Verhalten des Menschen. Umso wichtiger sei eine Sensibilisierungskampagne.
Heute hätten schon Dreizehnjährige ein Handy in der Tasche, wandte Elena Artioli (Team Autonomie) ein. Sogar im Amazonasgebiet gebe es WLANPunkte, und Südtirol wolle jetzt zurüchrudern. Sie stimme gegen den Antrag.
Roberto Bizzo (PD) erinnerte daran, dass man bereits vor den schädlichen Wirkungen der Züge gewarnt habe. Man sei heute umgeben von Magnetfeldern, im Landtagssaal z.B. jenen der Mikrofone, der Lampen usw. Wenn man hundertprozentig sicher sein wolle, müsse man alles abschalten.
Andreas Pöder warf SVP und Grünen Populismus vor. Man beschließe hier Dinge, die rein gar nichts bewirkten.
Foppa, Steger und Atz Tammerle haben eine neue Fassung des Antrags vorgelegt, der die Vorschläge der beiden Letztgenannten berücksichtigt.
Der Antrag enthalte keine Verbote, betonte Brigitte Foppa, man wolle nur einen vernünftigen Umgang mit dieser Technik ermöglichen. Laut WHO sei die Strahlung möglicherweise krebserregend, und das müsse man ernst nehmen.
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