Die 34.000 Abschüsse
Zwischen Hirsch, Fuchs, Murmeltier, Wildschwein und Fasan: Die TAGESZEITUNG veröffentlicht die Südtiroler Jagd-Statistik des letzten Jahres. Das Jahr war wieder einmal von Rekursen der Tierschützer geprägt.
von Heinrich Schwarz
Eines ist klar: Die Jagd in Südtirol würde anders aussehen, wenn man über die jagdbaren Tiere frei bestimmen könnte. Tiere, die den Bauern das Leben schwer machen, weil sie große Schäden anrichten, würden wohl fix auf der Abschussliste stehen. Darunter Murmeltiere, Dachse, Marder und Füchse.
Das derzeitige Problem: Südtirol muss sich an die staatlichen Vorgaben halten, wenn es um jagdbare Tierarten und um Jagdzeiten geht. Für Abschüsse außerhalb der staatlichen Vorgaben braucht es eine Sonderermächtigung des zuständigen Landesrates. Und zwar für nicht-jagdbare Tiere wie Murmeltiere, Dachse oder Marder sowie für jagdbare Tiere außerhalb der Jagdzeit (Füchse).
Zum Ärger des Landes, der Jäger und der Bauern werden die Sonderermächtigungen in der Regel von Tierschützern angefochten. Das Gericht gibt ihnen zumeist Recht, wodurch der Abschuss blockiert wird.
Das beste Beispiel dafür ist die Jagd auf Murmeltiere. Die putzigen Tiere graben bekanntlich die Almböden um, wodurch das Mähen arg erschwert und das Futter verunreinigt wird. Zwar erteilt das Land jährlich eine Abschussgenehmigung, doch die Tierschützer haben ihren Rekurs sofort parat.
Viele Murmeltiere – wenn auch bei weitem nicht alle – werden dadurch gerettet. So standen im Vorjahr 946 Murmeltiere auf der Abschussliste. Für 657 von ihnen kam der Stopp des Verwaltungsgerichtes zu spät, wie aus der aktuellen Abschussstatistik des Südtiroler Jagdverbandes hervorgeht. Zum Vergleich: Im Jahr 2013 konnten noch 995 Murmeltiere zur Strecke gebracht werden.
Von den Südtiroler Füchsen wurden im Vorjahr 1.772 Stück erlegt. Zum Leid vieler Hühner sind diese allerdings nur von Mitte September bis 31. Jänner jagdbar. Die Schonzeit für Füchse wurde erst vor drei Jahren auf den jeweils dritten Sonntag im September verlängert. Bis zum Jahr 2012 wurden in Südtirol deshalb stets mehr als 3.000 Füchse pro Jahr zur Strecke gebracht.
Um beim sogenannten Haarwild zu bleiben: Südtirols Jäger erlegten im Vorjahr 2.797 Feld- und 414 Schneehasen. Diese Zahlen haben sich zuletzt nicht signifikant verändert.
Im Grunde relativ gleichbleibend sind auch die Abschusszahlen des Schalenwildes, also der Rehe, der Gämsen und des Rotwildes. Im Jahr 2014 wurden 8.605 Rehe, 3.533 Gämsen und 2.950 Stück Rotwild erlegt. Hinzu kommt noch ein Wildschwein, das im Jagdbezirk Brixen abgeschossen wurde. 2013 waren es noch drei Wildschweine, ein Jahr zuvor gar 16 Stück.
Beim Schalenwild hat es zuletzt besonders bei den Hirschen große Diskussionen gegeben. Nachdem einige Vintler Bauern stets große Schäden in ihren Wäldern beklagen, weil sich dort in den Wintermonaten zahlreiche Hirsche aufhalten, erlaubte Landesrat Arnold Schuler im vergangenen Winter per Dekret den Abschuss von fünf Hirschen, da die Jagd nur bis zum 15. Dezember freigegeben ist. Es folgte der übliche Rekurs der Tierschützer.
In der Jahresstatistik finden sich auch die Zahlen der im Vorjahr erlegten Vögel. Die größte Abschussgefahr scheint für die Wacholderdrosseln auszugehen. Im Vorjahr wurden 5.247 Stück dieser Vogelart erlegt. Die Abschusszahlen schwankten in den letzten fünf Jahren zwischen 3.700 und 8.400. Der Rekord des noch jungen Jahrtausends wurde im Jahr 2004 mit 22.376 getöteten Wacholderdrosseln erzielt.
Verhältnismäßig viele Schüssen gehen jährlich auch auf Amseln ab. Im Vorjahr wurden 3.369 Stück erlegt. 20.475 Amseln waren es noch im Rekordjahr 2002.
Zum jährlichen Südtiroler Abschussplan gehören daneben Eichelhäher, Elstern, Krähen, Enten, Tauben, Singdrosseln, Waldschnepfen, Steinhühner, Schneehühner und Spielhähne. Einzelne Jäger dürfen auch auf Fasanjagd gehen (siehe auch Grafik).
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