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„Immer SVP gewählt“

Michael Seeber_okMichl Seeber hat im Wahlkampf die Volkspartei stark unterstützt. Der Chef der Leitner AG in Sterzing über den Brief, den er an alle Mitarbeiter gerichtet hat und über die Konsequenzen nach der verlorenen Wahl.

TAGESZEITUNG Online: Herr Seeber, Sie haben vor den Wahlen die SVP unterstützt…

Michl Seeber: Ich habe kein Problem zu sagen, dass ich ein Anhänger der Volkspartei bin, auch wenn ich nie Mitglied war und es bis heute noch nicht bin. Aber ich habe die SVP mein Leben lang gewählt. Es ist auch bekannt, dass ich seinerzeit den Landeshauptmann Luis Durnwalder unterstützt habe, weil ich ihn für einen sehr fähigen Mann halte.

Vor den Wahlen haben Sie einen Brief an alle Mitarbeiter geschrieben und diese aufgefordert, SVP zu wählen. Ist das bei Firmeninhabern so üblich?

Ob das so üblich ist, weiß ich nicht. Ich habe es jedenfalls getan und dazu stehe ich. Ich habe kein Problem und keine Angst, meinen Mitarbeitern meine Meinung zu sagen, wenn sogar zwei Mitarbeiter sich der Wahl stellen. Ich habe vor den Wahlen auch einen Brief an den Bürgermeister Fritz Karl Messner geschrieben – mit ähnlichem Inhalt. Ich habe es als großen Fehler erachtet, aus der Volkspartei auszusteigen. Es geht mir dabei nur um die Zukunft meiner Heimatstadt, nicht um Persönlichkeiten. Für mich ist der Ausstieg aus der SVP nach wie vor ein Fehler. Ich bin überzeugt, dass dieser Schritt negative Folgen für Sterzing haben wird. Wir haben in Südtirol eine Ein-Parteien-Demokratie. Wenn man nun als ehemaliger SVP-Bürgermeister in Bozen anklopft, dann wird man von SVP-Politikern nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen werden.

Sie haben im Brief angeführt, dass Sterzing dringend neuen Schwung braucht…

Mit Ausnahme des Schwimmbades und des Stadttheaters hat man in den letzten 20 Jahren in der Gemeinde Sterzing nichts weitergebracht. Zum Beispiel ist Sterzing die einzige Gemeinde in Südtirol, die keinen Quadratmeter Militärareal erhalten hat. Das Militär hat in Sterzing einen Fußballplatz, der aussieht wie ein Dreckhaufen. Wenn die Berufssoldaten bei der Meisterschaft mitspielen, dann gibt ihnen der Bürgermeister die Genehmigung auf dem gemeindeeigenen Platz zu spielen. Diese verprügeln dann den Schiedsrichter und in den Medien steht zu lesen, dass die Sterzinger den Schiedsrichter verprügeln und dabei war dies die Militärmannschaft.

Ihre zwei Mitarbeiter, Maximilian Fink und Claudio Rossi, sind für das Edelweiß angetreten. Haben Sie sie dazu gedrängt?

Das würde ich nicht sagen: Wir haben darüber gesprochen und ich habe ihnen meine volle Unterstützung zugesagt. Den Brief habe ich vorwiegend deswegen geschrieben.

Ihre Mitarbeiter wurden nicht gewählt. Auch die SVP ist bei den Wahlen unterlegen. Enttäuscht?

Mir tut das leid und ich finde es traurig, dass sie nicht gewählt wurden – es sind zwei wertvolle Mitarbeiter. Mittlerweile ist es in der Firma allgemein bekannt, dass ich in einem Jahr weg bin. Für mich ist das somit alles kein Problem. Aber persönlich als Sterzinger bin ich beunruhigt. Dieter Thaler hat von Bozen zu wenig effiziente und konkrete Unterstützung erhalten.

Sie gehen?

Ich lege in einem Jahr meine Tätigkeit nieder. Es ist höchst an der Zeit, dass ich den jungen Managern Platz mache. Das habe ich bei der letzten Jahresabschlussfeier meinen Mitarbeitern mitgeteilt. Dann besteht nicht mehr die Notwendigkeit, dass ich in Sterzing lebe. Ich fahre dann eben nach Innsbruck, wenn ich ins Krankenhaus muss.

Hat der Wahlausgang Auswirkungen auf Ihre Zusage, den Rosskopf zu unterstützen?

Nein. Ich bin immer noch Sterzinger und ich stehe zu Sterzing. Ich werde das Skigebiet unterstützen. Bei einer Aussprache vor den Wahlen mit Fritz Karl Messner habe ich ganz klar meine Bedingungen geäußert. Und zu meinen Zusagen stehe ich weiterhin.

Ihre Familie engagiert sich auch für das Krankenhaus?

Meine Frau hat sich wahnsinnig für das Krankenhaus eingesetzt, sodass ich mich schon manchmal geärgert und sie gefragt habe, ob sie mich oder das Krankenhaus geheiratet hat. Auch sie will für die Erhaltung des Krankenhauses weiter kämpfen, ist aber auch der Meinung, dass dies aufgrund der neuen politischen Situation in Sterzing in Zukunft noch schwieriger sein wird.

Und jetzt nach diesem Wahlausgang?

Ich lasse mich nun von den nächsten Entwicklungen  überraschen.

Interview: Erna Egger

 

 

Michl Seeber

 

Zitat: „Ich bin überzeugt, dass dieser Schritt negative Folgen für Sterzing haben wird.“

 

Der Anlass

 

Michl Seeber, Chef der Leitner AG in Sterzing, ist im Wahlkampf für die SVP eingetreten. Er hat an die 900 Mitarbeiter einen Brief geschickt, in dem er die Mitarbeiter animierte, Dieter Thaler sowie die beiden Angestellten Maximilian Fink und Claudio Rossi, die für das kleine Edelweiß ins Rennen gingen, zu wählen. „Die weitere Entwicklung von Sterzing kann unserem Unternehmen nicht egal sein“, schrieb Seeber. Ein Bürgermeister, welcher Fakten sprechen lässt, sei für die Zukunft Sterzing von enormer Wichtigkeit.

 

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