Die große Kluft
Die Synode, die am Samstag in Weißenstein getagt hat wünscht sich eine Kirche, die die Menschen und Familien, die in ihren Lebensgemeinschaften scheitern, achtet.
Familie, Integration von wiederverheirateten Geschiedenen, Finanzierung der Pastoraldienste und Rolle der Laien, Zugang zum kirchlichen Amt (Bischof, Priester, Diakon) für Frauen und Verheiratete: dies sind nur einige der Themen im Mittelpunkt der 5. Session der Synode, die am Samstag in Weißenstein stattgefunden hat. Somit wurden alle 12 Visionspapiere der Synode abgestimmt.
Im Mittelpunkt der 5. Session der Synode standen die Visionspapiere zur Familie mit allen Herausforderungen, die sie heute lebt, und zu den überdiözesanen Themen, etwa die Integration der wiederverheirateten Geschiedenen, der Zugang zum kirchlichen Amt seitens von Frauen und Männern, Verheirateten und Ledigen (Zölibatären) sowie die Inklusion, Mitbestimmung und Mitentscheidung der Laien in den Gremien.
„Während zur Familie eine Abstimmung und Entscheidung der Versammlung gegeben hat, ist bei den überdiözesanen Themen eine offene Debatte auf Grundlage des Dokuments der Kommission geführt worden“, erläutert der Moderator der Synode, Eugen Runggaldier. „Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung über die überdiözesanen Themen wird dann in einem Text zusammengefasst, der die verschiedenen Standpunkte wiederspiegeln wird. Der Text wird als Anhang zu den Dekreten der Synode veröffentlicht und dem Bischof übergeben, mit der Bitte, ihn an den jeweils kompetenten Stellen zur Kenntnis zu bringen“.
Es war ein Tag im Zeichen der Reflexion und Diskussion über die Notwendigkeit, eine Kirche zu gestalten, welche für die aktuellen Herausforderungen und Lebenssituationen der Familien offen ist, welche auch denjenigen ihre Türen öffnet, die gescheitert sind, wie Papst Franziskus mehrmals gefordert hat. In Bezug auf die Integration von wiederverheirateten Geschiedenen, spiegelt das Dokument der Synodenversammlung die Lage zahlreicher Paare in zweiter Ehe wider, welche die geltende Disziplin der Kirche nicht verstehen, die sie als Wiederverheiratete vom Empfang der Kommunion und der vollen Teilnahme am kirchlichen Leben ausschließt. Statt sich auf das Scheitern zu konzentrieren, ist betont worden, gelte es, das neue Lebensprojekt der Paare zu berücksichtigen. Damit übernehmen Frauen und Männer Verantwortung und zeigen eine hohe Wertschätzung der Ehe.
„In Rom ist die Diskussion rund um dieses Thema noch von vielen Fragezeichen gekennzeichnet, aber die Bischofssynode hat Verfahren und Wege angedacht, welche die volle Teilnahme am kirchlichen Leben und Sakramenten ermöglicht und zwar für Paare, die nach einer Scheidung eine verbindliche Form ihrer Beziehung mit der zivilrechtlichen Heirat geben wollen“, fasst der Sekretär der Synode, Reinhard Demetz zusammen. „Im Blick auf die römische Bischofssynode zur Familie und das anstehende Jahr der Barmherzigkeit ersucht unsere Synode den Diözesanbischof gemeinsam mit Bischöfen aus anderen Diözesen eine Lösung anzustreben“.
Ein weiterer Punkt ist die Finanzierung der Pastoraldienste. Die Synodenversammlung ersucht den Bischof, sich bei der Italienischen Bischofskonferenz zu aktivieren, um einen Teil der Mittel aus den 8-Promille-Geldern für die Finanzierung der Pastoraldienste zu verwenden, bei denen hauptamtliche Mitarbeiter (Laien) tätig sind. Im Jahr 2020 werden in den 281 Pfarreien voraussichtlich 70 Diözesanpriester tätig sein.
Es sei infolgedessen notwendig, so die Versammlung, mehr hauptamtliche Mitarbeiter (Laien) einzusetzen, neben den ehrenamtlichen Mitarbeiter, die einen wertvollen Beitrag in den Pfarreien schon leisten. Eine stärkere Rolle werden Menschen spielen, die nicht Priester sind, wie die Diakonen oder Laien mit einer theologischen Ausbildung.
Mit diesem Thema ist auch der Zugang zum kirchlichen Amt (Bischof, Priester, Diakon) seitens von Frauen, Verheirateten und Ledigen (Zölibatären) verbunden. Nach der Meinung eines wichtigen Teils der Synodalen sind die Voraussetzungen für die Priesterweihe neu zu definieren. Auch in diesem Fall sei eine offene und freie Diskussion in der Kirche notwendig.
Die Synode plädiert dafür, über eine Krankenseelsorge nachzudenken, in der Laien die Krankensalbung oder einen Sterbesegen spenden können. Ein wichtiges Kapitel ist auch eine zeitgemäße Sprache, die Mitbestimmung und die Mitentscheidung in den verschiedenen Gremien, in denen Priester und Laien, Männer und Frauen mit gleicher Würde und Rechten dazu beitragen, partizipativ das Leben der Kirche zu gestalten. In diesem Sinne ersucht die Synode den Bischof auf eine Änderung der, die kirchenrechtlichen Bestimmungen hinzuarbeiten.
Am Nachmittag hat sich die Diskussion rund um das Thema Familie gedreht: im Laufe der Geschichte hat sie sich als Zelle der Gesellschaft und der Glaubensgemeinschaft etabliert, heute ist sie mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Im abgestimmten Dokument, ist zu lesen, dass ein überwiegender Teil der Menschen, die sich in der Kirche zugehörig fühlen, in wesentlichen Fragen die Ehe und Familie betreffend nicht mehr der aktuell geltenden Lehre folgen, sondern dem eigenen Gewissen.
Die Kluft zwischen Lehramt, Kirchenleitung und Lebensrealität der Menschen sei unübersehbar. Die mangelnde Öffnung habe viel Leid verursacht, insbesondere den ledigen Müttern, außerehelichen Kindern, nicht ehelichen Partnerschaften, den Homosexuellen und Opfern von sexuellen Missbrauch gegenüber. Heute gelte es, um Vergebung zu bitten, hat die Versammlung betont.
Es sei notwendig, auf die Fragen der Menschen einzugehen und Initiativen zu ergreifen, die den herausragenden Wert erneut sichtbar machen und einen hoffnungsvollen Neuaufbruch ermöglichen
Positiv ausgedrückt geht es um „eine Kirche, welche die sakramentale, eheliche Lebensgemeinschaft als ein hohes Gut ansieht und fördert, aber zugleich auch anderen Lebensgemeinschaften gegenüber offen bleibt, sie begleitet und stützt und sie in die kirchliche Gemeinschaft einlädt bzw. einbindet, damit alle in gegenseitiger Liebe, in Respekt, Verantwortung und Fürsorge miteinander leben und wachsen.“
Die Synode wünscht sich eine Kirche, die „die Menschen und Familien, die in ihren Lebensgemeinschaften scheitern, achtet und sie in der kirchlichen Praxis ohne Einschränkungen begleitet.“
Zum Tagesabschluss hat die Synode eine Resolution zum Thema Flüchtlinge verabschiedet.
Die Synode dankt den Menschen die sich für die Flüchtlinge engagieren und distanziert sich von jeder Form von Diskriminierung und Diffamierung. Zusätzlich zu den vielen bereits bestehenden Initiativen wünscht die Synode dass die Türen von kirchlichen Strukturen für Flüchtlinge geöffnet werden.
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