„Dazu hat man Beamte“
Der frühere EU-Abgeordnete Sepp Kusstatscher saß sowohl für die SVP als auch für die Grünen im Südtiroler Landtag. Im TAGESZEITUNG-Interview erklärt er die mangelnde Attraktivität von Technokraten, die überraschenden Ergebnisse der Stichwahlen – und das Verblassen politischer Lichtgestalten.
TAGESZEITUNG: Herr Kusstatscher, Sie fanden sowohl in der Volkspartei als auch bei den Grünen Ihre politische Heimat. Auch über den neuen Meraner Bürgermeister Paul Rösch sagen manche, er wäre auch bei der SVP gut aufgehoben…
Sepp Kusstatscher Sagen das manche? Ach so. (lacht) Naja, es gibt in jeder Partei Leute, mit denen man kann und Leute, mit denen man nicht kann. Bei mir war es beispielsweise Luis Durnwalder, der mir das Weggehen von der SVP erleichtert hat. Ich war ja auch in der Partei immer ein ökosozialer Grenzgänger.
Paul Rösch ist aus diesem Grund mit einer grünen Bürgerliste angetreten. Hatte er gerade deswegen oder trotzdem so viel Erfolg?
Bei Paul Rösch kamen mehrere Sachen zusammen: In erster Linie war es so, dass auf einer Seite der staubtrockene Gruber und auf der anderen Seite der sehr natürlich wirkende Rösch stand. Ich kenne ihn ja seit 30 Jahren, er ist von Grund auf offen, fröhlich und unkompliziert. Dieser Art des Umgangs mit den Menschen wirkt einfach positiv. Natürlich, sein Konkurrent hat immer wieder seine Verwaltungserfahrung herausgestrichen – aber dazu hat man Gemeindesekretäre, Bauamtsleiter und Meldeamtsbeamte. Die Leute wollen keine Technokraten, sie wollen Politiker, und sie wählen unabhängig von der eigenen Sprachgruppe.
Haben Sie sich einen so eindeutigen Sieg erwartet?
Ich habe schon immer gesagt, dass Rösch echte Chancen gegen seinen Konkurrenten hat. Nach den Berichten in der letzten Woche vor der Stichwahl habe ich einen knappen Sieg erwartet. Dass er gewinnt, davon war ich immer überzeugt.
Vor den Landtagswahlen sagten Sie in einem Interview: „Wäre Kompatscher bei den Grünen, würde ich ihn wählen“. Wurde aus dem Edelweiß auch auf Gemeindeebene eine Art Makel?
Das würde ich so nicht sagen, in den Gemeinden ticken die Uhren doch wesentlich anders. Bei der SVP ist das Hauptproblem, dass sie Medien und Wirtschaftsverbände hinter sich hat und damit auch von außen gesteuert wird. Dazu kommt der ewiggestrige ethnische Käfig, in dem die Volkspartei politisch noch immer festsitzt. Kompatscher liegt das ja eigentlich fern, großen Spielraum hat er trotzdem nicht.
DAS GESAMTE INTERVIEW LESEN SIE IN DER PRINTAUSGABE.
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