„Kann den Hass verstehen“
Alt-Landeshauptmann Luis Durnwalder war am Montag und Dienstag Gast bei einer Veranstaltung der prorussischen Separatisten in Donezk. „Eine Autonomie könnte der Region Frieden bringen“, ist Durnwalder überzeugt.
TAGESZEITUNG Online: Herr Alt-Landeshauptmann, Sie haben bei einer Veranstaltung in Donezk über die Südtiroler Autonomie gesprochen. Was haben Sie gesagt?
Luis Durnwalder: Wir wollten zeigen, dass unsere Autonomie ein Beispiel dafür ist, wie man eine Situation ohne Krieg bewältigen kann und zum Erfolg kommt. Man kann nicht immer nur sagen: „Entweder ich bekomme 100 Prozent, oder ich bin mit keiner Lösung einverstanden“. So geht der Krieg weiter.
Wie ist Ihr Vortrag angekommen?
Das was ich gesagt habe, ist gut angekommen. Ich habe aber klar gesagt, dass fünf Kompetenzen beim Staat verblieben sind. Als ich diese fünf angesprochen habe, waren nicht alle Anwesenden begeistert. Beim Heer beispielsweise haben die Teilnehmer im Saal sofort abgewinkt und gesagt, dass dies nicht in Frage kommt. Sie haben zwei Republiken und möchten diese behalten, wobei ich und andere ihnen klar gesagt haben, dass diese Republiken nicht anerkannt sind.
Wie fühlt man sich, wenn man weiß, dass in der Nähe gekämpft wird?
Ja, wenn man weiß, dass die Kämpfe im Gebiet um den Flughafen stattfinden … Ich sage halt, dass man da ab und zu ein bisschen schreit, wenn man Schüsse hört oder einen „Tusch“. Dass die Bevölkerung einen Hass hat, kann ich verstehen, weil wir bei einer kleinen Tour gesehen haben, dass die Dörfer teilweise total zerstört sind.
Könnte eine Autonomie für Frieden sorgen?
Ja, meiner Meinung nach schon. Ihrer Meinung nach, geht die Autonomie zu wenig weit.
Sie wurden von den prorussischen Separatisten eingeladen, die von der EU mit Sanktionen belegt wurden…
Ich muss zu ihrer Ehrenrettung sagen, dass mit der italienischen Delegation beispielsweise viele Leute mitgereist sind, die früher beim PATT waren. Die Referenten stammten aus allen politischen Lagern – aber es wurde nie Parteipolitisch geredet.
Die SVP distanziert sich von diesem Besuch und spricht von einer privaten Einladung…
Es war eine private Einladung, aber distanzieren braucht sie sich nicht. Wenn wir heute sagen, dass unser Modell Frieden bringen könnte, müssen wir schon hergehen und unser Modell zeigen. Ganz im Gegenteil, sie müssen eigentlich froh sein, dass ich an dieser Veranstaltung teilgenommen habe und unser Modell gezeigt habe.
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