Der neue Wenders
Anfangs flirrt Staub durchs Bild, später Schnee, beides wäre in 3D besonders schön. Der Schnee spielt in “Every Thing Will Be Fine” eine wichtige Rolle.
von Renate Mumelter
Wim Wenders bleibt sich in seinem neuen Spielfilm selbst treu und schenkt seiner Erzählung den Zauber der neuen technischen Möglichkeit, des 3D-Verfahrens. Wenders ist einer der wenigen Regisseure, die mit 3D wirklich etwas anzufangen wissen. Dies hat schon sein Tanzfilm “Pina” beeindruckend gezeigt. Bei vielen anderen Regisseuren ist 3D nur Verzierung und deshalb überflüssiger Gag. Schade nur, dass die dritte Dimension des neuen Wenders-Films in Bozen nicht zu haben ist.
Der Film funktioniert allerdings auch in 2D, die Bilder sind schön komponiert, die Farben wieder einmal erfreulich, die Fenster-Einblicke viel sagend, die Schauspieler gut geführt, die Musik (Alexandre Desplat) passend eingesetzt, und auch der Rhythmus stimmt. Dieser Rhythmus verlangt aber einen Schritt zurück. Denn “Every Thing Will Be Fine” geht nicht so flott ans Thema heran, wie das inzwischen üblich ist. Mit seinen 118 Minuten hält er sich zeitlich zwar absolut im Rahmen, trotzdem provoziert er. Nicht nur, weil er langsamer erzählt als ein Action-Streifen dies machen würde, er reduziert auch sein Personal auf ein Minimum. Im Mittelpunkt stehen der Schriftsteller Tomas, der damit leben muss, dass er bei einem Unfall ein Kind totgefahren hat, dazu kommt Christopher der Bruder des toten Kindes, der beim Unfall dabei war, und schließlich die Mutter, die mit dem Verlust zurecht kommen muss. Außerdem spielen Tomas’ Lebenspartnerinnen eine Rolle. Das war’s dann schon. Trotzdem gelingt es Wenders und vor allem James Franco, das innere und das äußere Geschehen zu zeigen und nicht zu zerreden, eine Rarität, auch im Kino.
Wer Wenders mag, sollte sich den Film (auch in 2D) auf jeden Fall ansehen, wer lieber Action hat, ist anderswo besser aufgehoben.
Everthing Will Be Fine (DE/CA/FR/SE/NO 2014), 118 Min., Regie Wim Wenders. Bewertung: Still, sensibel, sehenswert
Was es sonst noch gibt: Es ist verblüffend, wieviel Interesse ein einfacher 50-Minuten-Film über Durnwalder wecken kann. Die Vorführungen werden gestürmt, ganz nach dem Motto Nabelschau und “Ich war dabei”. Wer noch nicht genug hat, kann “Der letzte Patriarch” heute und morgen um 17 h sehen.
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