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Der große Ehe-Report

Die Zahl der Eheschließungen zieht in Südtirol wieder leicht an. 2014 gingen in Südtirol 2.038 Paare den Bund der Ehe ein, 10,6% mehr als im Vorjahr.

Heiraten ist eigentlich nicht mehr angesagt. Aufgrund des allgemeinen Wertewandels ziehen es immer mehr Paare vor, ohne Trauschein zusammenzuleben. Außerdem tragen die längeren Bildungswege, die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die finanzielle Belastung, die der Gründung eines eigenen Hausstandes im Weg steht, dazu bei, dass zahlreiche junge Menschen länger in der Herkunftsfamilie verbleiben.

In Südtirol leben derzeit etwa 28.500 unverheiratete Menschen im Alter ab 25 Jahren noch im Elternhaus.

Nichtdestotrotz zieht die Zahl der Eheschließungen in Südtirol wieder leicht an. Dies geht aus einer neuen Astat-Studie hervor.

Im Jahr 2014 gingen in Südtirol 2.038 Paare den Bund der Ehe ein, 10,6% mehr als im Vorjahr. Die Eheschließungsrate beträgt nunmehr 3,9 Hochzeiten je 1.000 Einwohner und entspricht damit in etwa dem Schnitt des vergangenen Zehnjahreszeitraums. Die Rate liegt deutlich über dem gesamtstaatlichen Mittel- wert von 3,2‰, der ansonsten nur von den süditalienischen Regionen übertroffen wird.

Im Bezugsjahr wurden hierzulande im Juni die meisten Hochzeiten gefeiert (314). Aber auch im Wonnemonat Mai (306) sowie im September (292) haben zahlreiche Paare geheiratet.

Der Großteil der Paare entscheidet sich für die Gütertrennung: 2014 waren es 63,1% der Frischvermähl-en, während noch bis zum Jahr 1998 die Gütergemeinschaft die gängige Praxis war. Im italienweiten Vergleich weist Südtirol (38,3%) nach Sardinien (40,7%) immerhin noch den höchsten Anteil an Eheschließungen mit gemeinsamem Güterstand auf.

Das Heiratsverhalten in Südtirol weicht auch hinsichtlich des Trauungsritus vom restlichen Italien ab: 2014 ließen sich hierzulande 36,6% kirchlich und 63,4% aller Paare standesamtlich trauen. Im Schnitt werden in ganz Italien 42,5% der Ehen vor dem Standes- beamten geschlossen. Während in Norditalien die zivilen Hochzeiten schon seit einiger Zeit mehr als die Hälfte aller Eheschließungen ausmachen, bleiben die süditalienischen Regionen traditioneller geprägt.

n den Städten Bozen und Meran entschloss sich nur noch knapp ein Fünftel der Brautleute dazu, vor den Traualtar zu treten, während sich der Löwenanteil der Paare standesamtlich trauen lässt.

In etwa einem Drittel aller Südtiroler Gemeinden, aber vor allem in Lana und Umgebung (55,7%), in den ladinischen Tälern (53,2%), im Obervinschgau (52,3%) und im Ahrntal (51,0%) werden noch mehr als die Hälfte der Ehen kirchlich geschlossen.

Der drastische Rückgang der kirchlichen Trauungen lässt sich durch den allgemeinen Wertewandel, aber auch durch die Zunahme der Zweitehen und der inter- kulturellen Mischehen erklären.

Die Zahl der Hochzeiten zwischen Personen, die zum ersten Mal heiraten, ist in zwei Jahrzehnten um ein Viertel, und zwar von 2.250 im Jahr 1995 auf 1.675 im Jahr 2014, zurückgegangen. Ihr prozentueller Anteil fiel von 91,4% auf 82,2%.

Demgegenüber haben die Wiedervermählungen erheblich zugenommen:

Während vor 20 Jahren lediglich 8,6% aller Trauungen von Paaren geschlossen wurden, bei denen mindestens ein Partner bereits vorher verheiratet war, so ist ihr Anteil im Bezugsjahr mehr als doppelt so hoch (17,8%). Am häufigsten haben Geschiedene erneut geheiratet: Bei 37,2% der Zweitehen war der Mann geschieden und die Frau ledig und in 32,2% der Fälle war es um- gekehrt, während bei etwa einem Viertel der Wiederverheirateten (23,4%) beide Partner geschieden waren.

Gering ist die Quote der Verwitweten, die sich noch einmal trauten.

Das durchschnittliche Alter des Bräutigams bei der Erstheirat liegt im Jahr 2014 bei 36,8 und jenes der Braut bei 34,0 Jahren. Zwanzig Jahre zuvor waren beide Brautleute noch sechs Jahre jünger. Der mittlere Altersunterschied zwischen Braut und Bräutigam von knapp drei Jahren blieb hingegen relativ konstant.

Auf gesamtstaatlicher Ebene gehen Braut und Bräutigam das Wagnis der Ehe im Schnitt früher ein, und zwar mit 31,1 bzw. 34,2 Jahren.

Im Bezugsjahr wurden 280 Ehen geschlossen, bei denen entweder der Bräutigam oder die Braut eine ausländische Staatsbürgerschaft hat. Das entspricht einem Anteil von 13,7% an den gesamten Eheschließungen. Dabei haben doppelt so viele Männer wie Frauen einen ausländischen Partner geehelicht (191 gegenüber 89). Größtenteils handelt es sich bei den Eingeheirateten um Bürger aus Europa, vor allem aus dem deutschen Kulturraum.

Die Frauen stammen vermehrt auch aus osteuropäischen Staaten.

Im Jahr 2014 fanden zudem 258 Hochzeiten unter Ausländern statt, die fast zur Gänze dem „Heiratstourismus“ zuzuschreiben sind: Allein 194 bundesdeutsche Paare haben Südtirol als Kulisse ihrer Traumhochzeit auserkoren. Am beliebtesten waren – mit 97 Trauungen von nicht ansässigen Brautleuten – die Gemeinden des Burggrafenamtes.

 

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