Hubert von Goisern
Marcus H. Rosenmüllers Goisern-Porträt “Brenna tuat’s schon lang” war der Publikumsliebling der 29. Bozner Filmtage.
von Renate Mumelter
Jahrelang stand die Ziehharmonika unbeachtet in einer Ecke. Großvater hatte sie dem Enkel Hubert angeboten, dieser wollte von dem “grauslichen Instrument” aber nichts wissen. Jahre später versuchte er es nach einer durchzechten Nacht doch. “Bist du fertig, klingt das geil!” war Huberts erste Reaktion auf den Sound. Und die Liaison nahm ihren Lauf.
Der Dokumentarfilm “Brenna tuat’s schon lang” erzählt die künstlerische Geschichte eines Mannes aus Bad Goisern, der als Jugendlicher in der Musikkapelle spielte. Dort flog er wegen der langen Haare raus. Den Heranwachsenden störte es sehr, dass Karl Moik der Volksmusik keine Chance ließ nachdem schon die Nazis damit Schindluder getrieben hatten. “Und jetzt spring i eana mitn Oasch ins Gsicht”, beschloss er und begann, anders mit den Klängen umzugehen. Aus Rache an den Unterdrückungsmechanismen des Kurortes Bad Goisern veradelte Hubert Achleitner den Ortsnamen, verleibte ihn sich ein und machte als Hubert von Goisern Karriere.
Marcus H. Rosenmüllers Film zeichnet die Etappen einer Karriere nach, die aus Konzertreisen besteht, aus Neugier auf die Welt, aus politischem Engagement und aus mitreißender Leidenschaft.
Der private Goisern hingegen bleibt draußen. Denn privat ist privat. Die einzigen Zugeständnisse an den Film sind existenzielle Reflexionen während des Angelns am heimatlichen See und ein Treffen mit dem Musiklehrer Sepp, das amüsant und lapidar Erinnerungen wach ruft.
Goisern ist einer mit Haltung. Die ist auch seinen Texten abzulesen. Und er ist ein Wortkarger mit trockenem Humor. Der Film begleitet klassisch chronologisch. Rosenmüller und Goisern passen gut zusammen.
“Tuat scho”, sagte der Star, als der Applaus nach der Projektion bei den Filmtagen nicht enden wollte.
Brenna tuat’s schon lang (AT/DE 2015), 90 Min., Regie Marcus H. Rosenmüller. Bewertung: Für einen angenehmen Kinoabend mit einem leidenschaftlichen Mann
Was es sonst noch gibt: Zum Aufarbeiten “Der letzte Patriarch” von Georg Tschurtschentaler (FR, SA, SO 17h)
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