„Harte Kürzung“
Wer weniger als zwei Hektar bewirtschaftet, hat heuer kein Anrecht auf Umweltprämien und Ausgleichszulagen im Grünlandwirtschaftsbereich. Rund 700 Bauern sind davon betroffen.
TAGESZEITUNG Online: Herr Tiefenthaler, seit Beginn dieses Jahres gibt es eine Veränderung bei den Umweltprämien und Ausgleichszulagen im Grünlandwirtschaftsbereich…
Leo Tiefenthaler: Bislang haben die Südtiroler Bauern, die eine Wiese von einem bis zwei Hektar bewirtschaftet haben, Umwelt- und Ausgleichsprämien erhalten. Wer weniger als einen Hektar bewirtschaftete, hatte keinen Anspruch. Bereits vor einigen Jahren haben wir von der Basis, also von Mitgliedern, Ortsbauernräte, Ortsobmännern und Bezirksbauernräte die Anregung bekommen, eine Flurbereinigung zu machen: Bei denjenigen, die zwischen einem und zwei Hektar Grund bewirtschaften, seien nämlich einige dabei, die direkt mit der Landwirtschaft nichts mehr zu tun haben. Sie haben einen Beruf, üben den aus und gehen nur mehr nebenbei der Landwirtschaft nach. Wenn nur ein bis zwei Hektar Grund bewirtschaftet werden, kann man davon ja auch nicht mehr leben. Wir haben uns aber immer gegen eine Änderung dieses Prämiensystems gewehrt, weil wir die Rechte unserer Bauern nicht beschneiden wollten.
Wieso hat man mit 2015 dennoch diese Änderung vorgenommen?
In den vergangenen Jahren ist von der Basis immer mehr der Druck gekommen, dass man dennoch diesen Weg gehen soll. Deshalb hat der Bauernrat in Zusammenarbeit mit dem Landesbauernrat im vergangenen Jahr beschlossen, die Flächen für Umweltprämien und Ausgleichszulagen zu verändern: Wer zwischen einem und zwei Hektar Fläche bewirtschaftet, hat kein Anrecht mehr auf diese Prämien.
Wie viele Betriebe sind betroffen?
Es gibt rund 700 Betroffene. Einige von ihnen sind wirklich passionierte Bäuerinnen und Bauern – für sie ist das natürlich eine harte Kürzung ihres Einkommens. Die Kürzungen betragen zwischen 800 und 1.200 Euro pro Betrieb pro Jahr. Das sind rund 700.000 Euro, die in diesem Jahr nicht ausgezahlt werden.
Vonseiten der Bauern gibt es nun Widerstand…
Es hat Beschwerden gegeben und wir haben auch die Information bekommen, dass dennoch viele betroffen waren, die noch relativ viel mit der Landwirtschaft zu tun haben. Für sie fallen einige Hunderte Euro jährlich auch ins Gewicht. Deshalb haben wir im Landesbauernrat besprochen, dass wir das gerne rückgängig machen würden. Für 2015 geht das nicht mehr, aber für das kommende Jahr wollen wir die Förderungen wieder einführen. Die anderen Bauern, die heuer ein wenig mehr bekommen haben, würden nächstes Jahr wieder ein bisschen weniger bekommen. Aber wir haben gesehen, dass das nicht der richtige Weg ist – und werden deshalb wieder einen Schritt zurück machen. Im Landesbauernrat haben wir die Entscheidung bereits getroffen – ob das umsetzbar ist, muss die Politik entscheiden.
Interview: Karin Köhl
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