Spion im Auto
Nun soll es gesetzlich verankert werden: Wer eine sogenannte Black Box in seinem Auto installiert, soll von einer deutlich geringeren Versicherungsprämie profitieren. Doch in Südtirol warnt man vor dem Datenschreiber.
von Heinrich Schwarz
Es handelt sich um ein schwarzes Kästchen – nur wenig größer als ein Smartphone: Die sogenannte Black Box für das Auto. Das kleine Gerät hat vielerlei Funktionen: Es misst die Geschwindigkeit, die zurückgelegten Distanzen oder die Bremsungen des Fahrers. Die Daten werden an einen Server geschickt. Und im Falle eines Verkehrsunfalles kann anhand der Aufzeichnungen dessen Dynamik ermittelt werden.
Die Black Box beinhaltet zudem ein GPS-Gerät. Das heißt, ein gestohlenes Auto kann lokalisiert werden.
In Italien gibt es diese Datenschreiber für das Auto bereits seit einiger Zeit. Wer sich eine Black Box einbauen lässt, kann dafür mit Preisnachlässen auf die Versicherungsprämie rechnen.
Dies soll nun gesetzlich verankert werden. Im Parlament liegt derzeit ein entsprechender Gesetzesentwurf vor. Eine Versicherungsgesellschaft ist demnach verpflichtet, eine „deutliche Reduzierung“ der KFZ-Versicherungsprämie vorzunehmen, falls sich der Versicherte für eine Black Box entscheidet.
Deklariertes Ziel der Regierung ist es, die Preise der Versicherungen zu senken. In Italien gehören diese bekanntlich zu den europaweit höchsten. Und obwohl die schwarzen Boxen bereits in zwei Millionen Autos – vor allem in Süditalien – installiert sind, habe dies keinen großen Einfluss auf die Preise gehabt. Häufig werden die vermeintlichen Nachlässe über versteckte Kosten wieder angerechnet.
Trotz der aktuellen Bestrebungen, einen Preisnachlass gesetzlich vorzuschreiben, erfreut sich die Black Box in Südtirol keiner großen Beliebtheit.
„Ich möchte so etwas nicht in meinem Auto haben“, betont Gregor Stimpfl, CEO und Vize-Präsident des Versicherungs-Brokers Assiconsult. Er ist absolut kein Fan von übermäßiger Überwachung: „Durch das GPS-Gerät weiß man jederzeit, wo man gerade mit dem Auto unterwegs ist – Tag und Nacht.“
Laut dem Gesetzesentwurf der Regierung sollen die gesammelten Daten der Black Box nur dann verwendet werden dürfen, falls sich ein Unfall ereignet. Doch Gesetze können sich in Italien bekanntlich schnell ändern. „Morgen gibt es dann die Frage, ob eine erhöhte Geschwindigkeit zu bestrafen ist. Denn mit GPS steht alles schwarz auf weiß“, meint Gregor Stimpfl.
Und was hält die Verbraucherzentrale von der Black Box?
„Nichts – um es mit einem Wort zu sagen“, antwortet Geschäftsführer Walther Andreaus. Er präzisiert: „Für den Konsumenten ist es kaum nachvollziehbar, wie hoch der vermeintliche Skonto überhaupt ist, da es keine offiziellen Tarife gibt.“ Es sei vielfach vorteilhafter, nach einer günstigeren Versicherung zu suchen.
„Zudem sammelt die Black Box sehr viele Bewegungsdaten über das Auto, die gegen einen selbst verwendet werden können. Ich weiß nicht, ob jemand gut daran tut, immer einen Spion mitfahren zu lassen“, so Andreaus – „vor allem in Italien, wo Datenschutzverstöße oft nur Kavaliersdelikte sind.“
Der Versicherungs-Experte Gregor Stimpfl glaubt wie Walther Andreaus nicht, dass sich die Black Box in Südtirol durchsetzen wird. „Wir haben hier relativ vernünftige Preise – nicht wie in Neapel oder Rom, wo die Polizzen vier Mal teurer sind. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass man mit dem Versicherungsberater unabhängig einer Black Box einen guten Rabatt aushandeln soll.“
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