Der NSA-Skandal
Helden unserer Zeit haben selten ein Schwert und nicht immer Gewehre. Manchmal haben sie Ringe unter den Augen und keine Heimat mehr wie Whistleblower Edward Snowden.
Citizen, Staatsbürger also, hatte sich der Informatiker Edward Snowden genannt, als er 2013 anonym aber gezielt mit der Dokumentarfilmerin Laura Poitras und dem Investigativ-Journalisten Glenn Greenwald Kontakt aufnahm, um einen Missstand aufzudecken, der als NSA-Skandal in die Zeitgeschichte eingehen sollte. Seit dem 11. September nämlich hatten die Vereinigten Staaten mit der totalen Überwachung all jener begonnen, die sich im In- und Ausland des Internet und des Mobilfunks bedienen. Aller also. Auch Angela Merkels Handy wurde trotz gegenteiliger Beteuerungen gnadenlos abgehört, wie man später erfahren sollte.
Diese Verletzung der Privacy ging Edward Snowden zu weit, und er beschloss, alles zu riskieren: seine Beziehung, seine Arbeit sowieso, seine Zukunft, seine Sicherheit und sein Leben. “Für mich geht es um die Macht des Staates und die Möglichkeit der Bevölkerung, sich dagegen zu wehren”, sagte der damals 29jährige Mann und: “Lieber gehe ich ins Gefängnis als dass ich die geistige Freiheit verliere”. Haftbefehle gibt es inzwischen, Snowden kam vorest in Moskau unter.
Seiner Initiative und Laura Poitras’ Engagement als Dokumentarfilmerin ist es zu verdanken, dass wir nun gemütlich im Kino dabei zusehen können, wie Snowden und Glenn Greenwald den NSA-Skandal ins Rollen bringen. Es ist wie eine Reality, nur mit dem Unterschied, dass diese Reality Wirklichkeit erzählt. Eine komplexe Wirklichkeit, die für normal Sterbliche schwer zu fassen und schwer zu glauben ist. Es geht um sehr technische, sehr theoretische Dinge, die für Nicht-Informatiker schwer nachvollziehbar sind, und es geht um die offenkundigen Lügen von Vertretern des Staates. Schwer zu schlucken, ohne eine üble Paranoia zu entwickeln.
“Citizenfour” kann demokratisch und staatsbürgerlich Denkenden nur empfohlen werden. Der Film startet zwar etwas trocken, weil er eine Reihe von Sachverhalten erklären muss, Poitras hat es aber geschafft, “Citizenfour” trotz der sperrigen und bildlosen Materie einen spannenden und abschreckenden Sog entwickeln zu lassen. Die Amerikanerin Poitras lebt übrigens aus Sicherheitsgründen in Berlin. Der Film bekam den Oscar für den besten Dokumentarfilm.
Citizenfour, (DE/USA 2014), 113 Min., Laura Poitras. Bewertung: Mutig, wichtig, sehenswert
Sehen Sie sich DEN TRAILER an.
Was es sonst noch gibt:
“Mia Madre” von Nanni Moretti im Filmclub. Bozner Filmtage ab 23. April
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