Stargast Tobias Moretti
Großes Kino, junges Kino, ein europäisches Kurzfilmfestival und viele Stars wie Tobias Moretti, Oliver Hirschbiegel. Eva Matthes, Hubert von Goisern, Marcus R. Rosenmüller: Die 29. Bozner Filmtage präsentieren sich ästhetisch und politisch in starker Form.
Von Heinrich Schwazer
Wenn Martin Kaufmann jemanden haben will, dann kriegt er ihn auch. Notfalls fährt er auch auf das Würzjoch, wo in würziger Bergluft die Überredungskünste leichter greifen. Dem Tiroler Theater- und Filmstar Tobias Moretti hat er dort bei den Dreharbeiten zu seinem neuen Film „Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit“ spontan die Zusage abgerungen als Ehrengast zu den 29. Bozner Filmtagen zu kommen. Eine dreiteilige Filmschau zu seinen Ehren hat der Filmclub dafür auf die Beine gestellt: Neben einer Vorschau auf den Trenker-Film mit Brigitte Hobmeier (Leni Riefenstahl), den beiden Südtiroler Schauspielerinnen Barbara Romaner (die Frau Trenkers) und Anna Unterberger (die Geliebte Trenkers) sind auch das Filmdebüt des jungen deutschen Filmemachers Christian Bach „Hirngespinster“ zu sehen, für den Moretti mit dem Bayerischen Filmpreis 2014 als bester Schauspieler ausgezeichnet wurde, sowie die Brenner-Verfilmung von Wolfgang Murnberger „Das ewige Leben“ zu sehen.
Großes Kino, junges Kino, dokumentarisches Kino, das europäische Kurzfilmfestival, „no words“ eine Hommage an den verstorbenen Karl Baumgartner und eine den „Local Artists“ gewidmete Sektion – insgesamt mehr als 60 Filme – haben die Festivalleiter Martin Kaufmann und Helene Christanell für die 29. Ausgabe der Filmtage ausgesucht. Von Müdigkeit keine Spur – im Gegenteil: Das Festival zeigt sich ästhetisch und politisch in starker Form. Und wie immer steht bei den Filmtagen das im Zentrum, worum es wirklich geht: Filme und das Reden darüber.
Die 7 Spielfilme im Wettbewerb wildern quer durch das gesellschaftliche Gemüsebeet: Pubertäre und andere Sinn- und Identitätskrisen, Begegnungen im Schnee, mit dem IPod und mit Gott, Neonazismus und Jungfrauenschwüre.
Aus der Schweiz bringt Simon Jaquemet eine Geschichte über eine Gruppe gewalttätiger Jugendlicher mit („Chrieg“), der Film „Wir sind jung, wie sind stark“ von Burhan Qurbani erzählt von neonazistischen Ausschreitungen in Rostock, „Hedi Schneider steckt fest“ von Sonja Heiss nimmt sich die psychischen Probleme einer jungen Frau vor, der zweite Spielfilm von Karl Markovic „Superwelt“ berichtet von der Begegnung einer Supermarktangestellten mit Gott, ebenfalls aus Österreich kommt der Film der jungen Regisseurin Andrina Mracnikar „Ma folie“. Zwei starke Filme kommen aus Italien: Neve von Stefano Incerti und der Debütfilm „Vergine Giurata“ von Laura Bispuri über den Jungfräulichkeitsschwur einer jungen Albanerin mit Alba Rohrwacher in der Hauptrolle. Die Spielfilmjury besteht aus der Schauspielerin Eva Mattes, dem Festivalexperten Nikolaj Nikitin und dem Drehbuchautor Oliver Rauch.
Großes Kino bieten die Filmtage mit Oliver Hirschbiegels „Elser – Er hätte die Welt verändert“ über den Hitler Attentäter Georg Elser. Der Regisseur (Das Urteil, Das Experiment, Der Untergang), der Hauptdarsteller Christian Friedel (Das weiße Band, Russendisko, Ende der Schonzeit, Amour fou) und zahlreiche Südtiroler Beteiligte werden bei der Premiere erwartet.
In der Sektion Dokumentarfilme sind unter anderem Hannes Langs Film „I want to see the manager“, „Titos Brille“ von Regina Schilling, das Filmporträt „Der Fotograf vor der Kamera“ des Filmemacherpaars Tizza Covi und Rainer Frimmel über 90jährigen Fotografen Erich Lessing und Marcus H. Rosenmüllers Porträt über den Musiker Hubert von Goisern zu sehen. Der charismatische Alpenrocker wird ebenso bei den Filmtagen erwartet. In der Reihe „Local Artists“ sind unter anderem Karin Dureggers Film „Die Rattenlinie – Nazis auf der Flucht durch Südtirol“ über die Flucht von Nazi-Verbrechern mit tatkräftiger Südtiroler Hilfe und Georg Tschurtschenthalers Film „Der letzte Patriarach“ über Luis Durnwalder zu sehen.
Eine Hommage mit drei Filmen widmen die Filmtage dem verstorbenen Karl Baumgartner: „Underground“ von Emir Kusturica, „Luna Papa“ von Bahtiyar Chudojnasarow und sein letzter produzierter Film „Die Wolken von Sils Maria“. Auch der Bozner Cutterin Evi Romen widmen die Filmtage in der Reihe Local Artists eine Werkschau.
Die 29. Bozner Filmtage finden vom 22. – 26. April statt. www.filmclub.it/filmtage2015
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