Von Mozart bis Ravel
Am 14. April leitet der US-Amerikaner John Axelrod das Haydn Orchester im Konzerthaus Bozen – und kombiniert dabei ein prominentes Stück aus der Wiener Klassik mit Musik aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert.
Auf dem Programm stehen der sinfonische Satz „Blumine“ von Gustav Mahler, „Le tombeau de Couperin“ von Maurice Ravel, „The Unanswered Question“ von Charles Ives und die Sinfonie Nr. 38 in D-Dur, KV 504 „Prager” von Wolfgang Amadeus Mozart. Ravels „Tombeau“ ist übrigens eng mit dem Ersten Weltkrieg verknüpft: Jeder Satz trägt eine Widmung an einen Kriegsgefallenen aus Ravels Freundeskreis. Eine rätselhafte Musik: „Blumine“, der ursprüngliche zweite Satz von Gustav Mahlers 1. Sinfonie, gehörte ursprünglich zu den ansonsten vernichteten „lebenden Bildern“ nach Scheffels „Trompeter von Säkkingen“ und wurde im Juni 1884 komponiert. 1888 vollendete Mahler in Budapest eine umfangreiche Sinfonische Dichtung in zwei Teilen und fünf Sätzen, die am 20. November 1889 uraufgeführt wurde. Der bereits bestehende „Blumine“-Satz wurde in diese Musik integriert. Im Januar 1893 überarbeitete Mahler das Werk. „Blumine“ wurde erst entfernt, dann wieder eingefügt und dem Werk ein Programm beigelegt. In dieser Form dirigierte Mahler die gesamte Symphonie – nun mit dem an Jean Paul angelehnten Titel „Titan, ein Tongedicht in Symphonieform“ – am 27. Oktober 1893. Bei der vierten Aufführung des Werks am 16. März 1896 war der „Blumine“-Satz aus der nun wieder viersätzigen Symphonie verschwunden und mit ihm der Titel „Titan“ sowie das Programm der Symphonie. Mahler nannte seine Komposition jetzt „Symphonie in D-Dur für großes Orchester“. Danach galt „Blumine“ lange Zeit als verloren. Erst 1966 entdeckte der US-amerikanische Mahler-Forscher Donald Mitchell eine Abschrift der Hamburger Version von 1893. Das Wort ‚Blumine’ entnahm Mahler der dreibändigen Publikation „Herbst-Blumine, oder gesammelte Werkchen aus Zeitschriften“, die Jean Paul von 1810 und 1820 veröffentlicht hatte.
Der 1966 in Houston (Texas, USA) geborene John Axelrod schloss 1988 sein Studium an der Harvard Universität ab, setzte seine Ausbildung am Konservatorium von St. Petersburg fort und absolvierte das Dirigentenprogramm der American Symphony Orchestra League. Heute ist John Axelrod künstlerischer Leiter des Real Orquesta Sinfonica de Sevilla und erster Gastdirigent des Orchestra Sinfonica di Milano „G. Verdi“.
Das Konzert beginnt in Bozen um 20 Uhr und wird am 16. April in der Reihe Musik Meran im Kursaal (Beginn: 20 Uhr) wiederholt. Tickets: Stadttheater, Verdiplatz 40, 39100 Bozen Tel 0471 053800 www.haydn.it
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