Die Familienfehde
Zur filmreifen Verfolgungsfahrt mit Schlägerei auf einer MeBo-Tankstelle am Ostersonntag ermittelt die Staatsanwaltschaft nun wegen Mordversuchs. Das mutmaßliche Tatmotiv: Eine Familienfehde.
von Thomas Vikoler
Das Opfer, bei dem im Bozner Spital eine Heilungsdauer von zehn Tagen prognostiziert wurde, hat bereits mehrmals gegenüber den Ermittlern ausgesagt. Doch eine definitive Antwort, warum es am Ostersonntag gegen Mittag zu der mehrfachen Attacke durch zwei Landsleute kam, können die Ermittler bisher nicht geben. Das mutmaßliche Tatmotiv ist eine länger andauernde Familienfehde mit dem zündenden Funken der Eifersucht – wegen einer Frau.
Walter Pelino, der Voruntersuchungsrichter, der sich mit dem Fall zu befassen hat, verfügt über umfangreiches Datenmaterial. Etwa die Aufzeichnungen der Kamera im Leiferer Tunnel, in dem ein Fahrzeug plötzlich die Fahrtrichtung wechselt und voll auf einen entgegenkommenden PKW zufährt. Der PKW kann halbwegs ausweichen, es kommt lediglich zu einem kleineren Zusammenstoß. Dann, kurze Zeit später im MeBo-Tunnel unter Schloss Sigmundskron, wird der PKW erneut – diesmal von hinten – erneut gerammt.
An der Q8-Tankstelle nördlich des Tunnels folgt schließlich die Messerattacke, die ebenfalls von einer Überwachungskamera aufgezeichnet wurde. Ein Mann geht auf den Fahrer des PKW los, hält ihm eine Art Messer an den Hals. Ein Tapezierermesser, dessen Klinge allerdings abbricht.
In der Folge wird der Mann vom Aggressor und einer zweiten Person, die aus dem Verfolgungswagen aussteigt, mit Tritten und Schläge traktiert. Das Personal der Q8-Tankstelle ruft die Polizei, die wenig später einen 28-jährigen, in Bozen wohnhaften Peruaner festnimmt. Wegen des Verdachts eines Mordversuchs, wie die zuständige Staatsanwältin Donatella Marchesini am Dienstag bestätigte.
Der Verdacht bezieht sich sowohl auf die Auto- als auch auf die Messer-Attacke. Gegen den zweiten Mann, seinem 26-jährigen Bruder, wurde auf freiem Fuß Anzeige wegen Körperverletzung erstattet. Beide sind berufstätig und bisher nicht vorbestraft.
Das Opfer, 28 Jahre alt, ist ebenfalls ein gebürtiger Peruaner, der in Bozen lebt. Die Feststellung der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den in den Vorfall verwickelten drei Personen soll dazu beitragen, den Fall zu entwirren.
Und auch das Garantieverhör am kommenden Donnerstag. Da wird der Verhaftete im Bozner Gefängnis Besuch von Voruntersuchungsrichter Walter Pelino erhalten. Indes laufen die Nachermittlungen der Polizei.
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