Blume im Knopfloch
Die Gartenkunst ist in Meran zu Hause. Immer schon und mit dem Festival „Meraner Frühling“ noch mehr.
Von Heinrich Schwazer
Die Gartenkunst ist in Meran zu Hause. Immer schon und ab sofort noch mehr. Keine andere Südtiroler Stadt verfügt aufgrund ihres mediterranen Klimas über eine derart verschwenderische Natur – vom gepflegten Park, bis zur Promenade, asiatisch inspirierten Gärten, verwunschenen Bauerngärten bis zu den vielfach ausgezeichneten Gärten von Schloss Trauttmanssdorff bietet die Passerstadt alles, was das grüne Herz begehrt. Mit dem Festival „Meraner Frühling“ soll der Ruf Merans als Gartenstadt in die Welt hinaus getragen werden.
Für die Stadträtin Gabriele Strohmer, Erfinderin des Festivals, ist das Festival die Blume im Knopfloch, um das traditionsreiche Alleinstellungsmerkmal von Meran nicht nur fortzusetzen sondern neu aufblühen zu lassen. Nicht weniger zu verdanken ist es der Leiterin von Kunst Meran, Herta Torggler, die seit Jahren mit beharrlichem Tropfen den Stein für die Kunst im öffentlichen Raum höhlt.
„Dieses Festival bringt die Welt nach Meran und die Welt kommt nach Meran“ sagte auch John K. Grande bei der Eröffnung des „Meraner Frühling“. Der kanadische „Land Art“-Experte ist der Kurator des Skulpturen-Parcours „Merano Art & Nature – Spring 2015“ mit Werken von 11 Landschaftskünstlern aus aller Welt, darunter herausragende Vertreter der „Land Art“ wie Steven Siegel, Jaakko Pernu, Roger Rigorth , Ichi Ikeda , Bob Verschueren, Alois Lindenbauer und Yolanda Gutiérrez sowie Paul Feichter, Margit Klammer und die Künstlergruppe „Netzhalde“.
Gestemmt wird der Meraner Kunstfrühling von zahlreichen Meraner Institutionen: Von Kunst Meran, bis zur Stadtgärtnerei, der Marketinggesellschaft bis zur Jugendgruppe Strike Up. Doch auch das Gartenjuwel Schloss Trauttmannsdorff und die Gemeinden Schenna und Naturns sind eingebunden.
Der US-Künstler Steven Siegel hat am Sparkassenplatz aus 8 Tonnen Zeitungspapier eine Blumenskulptur gestaltet, der deutsche Künstler Roger Rigorth platziert auf der Kurpromenade seine Erddrachen, das Künstlersetznwerk „Netzhalde“ baut den ehemaligen Minigolfplatz im Marconi-Park zu einer modernen Ruinenstadt um, die Mexikanerin Yolanda Guitiérrez veranstaltet mit Meraner Schülern ebendort ein Baumopfer, Margit Klammer zieht einer 200 Jahre alte Graupappel im Elisabeth-Park ein Kleid an, Paul Feichter platziert auf der Sommerpromenade eine Fernseh-Skulptur aus Granti, der Österreicher Alois Lindenbauer bespielt die Sommerpromenade mit einem Steintisch und der Finne Jaakko Pernu installiert am Steinernen Steg eine Plastik aus Ästen mit dem Titel „Springtime fishing“.
Auch die Fachschule Laimburg beteiligt sich mit einem Projekt am Meraner Frühling. 20 Schüler des ersten Gartenbau-Floristik-Bienniums der Fachschule für Obst-, Wein- und Gartenbau Laimburg haben, inspiriert von dem Buch „Eleanor und der Adler“ von Harriet Russel, einen Adlerhorst aus 80 gerodeten Apfelbäumen gebaut.
Durchgängiges künstlerisches Prinzip aller Arbeiten ist, keine Kunstgärten, sondern Gärten mit Kunst zu gestalten. Kunst zeigt und versteckt sich zugleich – der Widerspruch von dem alle Gärten leben: Es sind eben Gärten und nicht einfach Natur.
Mit dem Festival springt Meran auf einen international machtvoll sich ausbreitenden Trend auf: Gartenkunst gedeiht. Abgesehen von Japan, wo die Gartenkunst zum Zentrum der Kultur zählt, entstehen auch in Europa und den USA immer mehr Parks für Naturkunst. Zu den nach wie vor schönsten zählen gewiss das Museo Chillida-Leku in der Nähe von San Sebastián mit Skulpturen des Bildhauers Eduardo Chillida und Niki de Saint Phalles begehbare Riesenfiguren im Giardino dei Tarocchi in der Toskana.
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