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Die richtige Ernährung

kob essenPommes frites, Gipfelen und verbranntes Fleisch fördern das Krebsrisiko. Was seit Jahren bekannt ist, ist leider noch nicht im Bewusstsein der Menschen angekommen, bedauert der Arzt Michael Kob.

TAGESZEITUNG Online: Herr Kob, kann man mit der richtigen Ernährung wirklich Tumorerkrankungen verhindern?

Michael Kob: Die falsche Ernährung beeinflusst zwischen 35 und 45 Prozent der Tumorbildungen. Natürlich hängt das von den unterschiedlichen Krebserkrankungen ab. Aber es ist bewiesen, dass es Nahrungsmittel gibt, die mithelfen, eine Tumorerkrankung vorzubeugen und andere, die eine solche fördern.

Welche Krebserkrankungen werden in Zusammenhang mit der Ernährung gebracht?

Das ist in erster Linie der Dickdarmkrebs, der bei uns eine der häufigsten Krebsarten ist. Bei den Frauen ist es der Brustkrebs. Aber auch Magen-, Nieren-, Speiseröhren- und Bauchspeichelkrebs wird mit der Ernährung in Verbindung gebracht.

Welches Nahrungsmittel fördert eine Tumorbildung am meisten?

Einer der Hauptrisikofaktoren ist das Übergewicht und die Fettleibigkeit. Wer übergewichtig ist, hat das gleich hohe Risiko einen Tumor zu entwickeln, wie jemand, der 30 Jahre lang ein Päckchen Zigaretten raucht. Wenn man wenig Obst und Gemüse konsumiert, ist das ein Risikofaktor: Fünf Portionen am Tag wären empfehlenswert. Auch ein bisschen Salat, einige Aprikosen oder sonst etwas reichen bereits aus.

Das Sprichwort „An apple a day keeps the doctor away“ stimmt also?

Das könnte man so sagen. Aber man kann das allgemein von Obst und Gemüse sagen.

Welche weiteren Faktoren wirken sich noch negativ aus?

Angebrannte Lebensmittel und Nahrungsmittel, die bei sehr hoher Temperatur gekocht, gebraten und gegrillt werden, enthalten eine Vielzahl an krebserregenden Stoffen. Das gilt für Fleisch, Fisch, aber auch für Brot, Pommes frites und andere Backwaren aus dem Ofen. Alle kohlenhydrathaltigen Substanzen, die über 160 Grad gebacken werden, sind auf Dauer krebserregend.

Das morgendliche Gipfele gehört hier also dazu?

Ja, eigentlich schon. Aber es geht hier immer um die Menge und die Dauer des Verzehrs. Wenn man einen Semmel am Tag ist, wird nichts passieren. Aber wenn man über Jahre hinweg jeden Tag Pommes frites und ein angebranntes Schnitzel isst, ist das schon bedenklich. Denken wir nur an die anstehende Grillsaison: Man sollte versuchen, dass das Fleisch nicht direkten Kontakt mit dem Feuer hat, oder dass Flüssigkeit in den Grill tropft und dort zischend verdampft. Dadurch gelangen viele krebsfördernde Stoffe in das Fleisch. Es gäbe zahlreiche einfache Methoden, die man beachten sollte.

Was wirkt Tumorerkrankungen entgegen?

Ein gesunder Lebensstil ist das Um und Auf: Dazu gehört der Verzicht auf Alkohol und Zigaretten ebenso wie regelmäßige körperliche Aktivität, das Normalgewicht zu halten und abwechslungsreiche Nahrung, die vor allem aus dem Pflanzenreich kommt. Fleisch und Fisch sollte selten konsumiert werden, vor allem rotes Fleisch sollte selten auf dem Teller landen.

2B. Krebs vorbeugen - Die Rolle der Ernährung (2012) - TextGibt es eine Anti-Krebs-Ernährung?

So etwas gibt es nicht wirklich. Wenn jemand sich vegan ernährt, sich aber nicht bewegt oder raucht, bringt auch diese Ernährung nicht viel.

Denken die Menschen daran, dass man mit der Ernährung die Krebsbildung beeinflussen kann – oder denkt man bei der Ernährung in erster Linie an das Aussehen?

Meist ist es wirklich so. Es ist sehr selten, dass sich jemand mit diesen Gedanken an uns wendet. Aufmerksam werden die Menschen meist, wenn sie einen Krebsfall in der Familie hatten. Aber dieser Zusammenhang ist noch nicht wirklich in den Köpfen der Bevölkerung – er ist aber auch sehr abstrakt und schwierig, den Menschen näher zu bringen. Dasselbe ist bei Übergewicht: Man denkt an Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes. Aber an Krebs denkt niemand, obwohl es genau gleich wichtig ist.

Jeder möchte gerne wissen, wie sich seine Ernährung auf seinen Gesundheitszustand auswirkt…

Man kann das nie individuell sagen. Es gibt junge Leute, die gesund leben und plötzlich einen Tumor bekommen. Andere wiederum trinken und rauchen und sind bis ins hohe Alter gesund. In der Prävention sind die Auswirkungen schwierig zu sehen – aber mit der Ernährung kann man das Risiko stark erhöhen oder verringern. Seit den 1980er Jahren ist bekannt, dass eine gesunde Ernährung das Krebsrisiko verringert.

Braucht es auch eine gehörige Portion Glauben, damit die Ernährung wirklich eine tragende Rolle spielen kann

Der ganze Lebensstil spielt hier eine Rolle. Wer aus Angst vor einer Krebserkrankung seine Ernährung umstellt, wird auch nicht anfangen zu rauchen und nicht trinken und wird Sport betreiben. Der Glaube wird dadurch ein wenig zur Philosophie – und dadurch zum ausschlaggebenden Lebensstil.

Interview: Karin Köhl

 

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