Vergessene Enten
Die aufwändigen Baumaßnahmen des Landes an Talfer und Eisack in Bozen führen zu „Unannehmlichkeiten“, wie die Abteilung Wasserschutzbauten einräumt. An die brütenden Enten hat man dabei nicht gedacht.
Von Thomas Vikoler
Der Zusammenfluss von Eisack und Talfer in Bozen – eine einzige Baustelle. An einem Ufer werden derzeit die Rohre für die Schwarzwasserleitung verlegt, die von den Landgemeinden des „Optimalen Einzugsgebiets“ zur Kläranlage des Ecocenter führt. An der Talfer wird heftig gebaggert, dort führt die Abteilung Wasserschutzbauten seit einigen Monaten aufwändige „Sanierungsmaßnahmen“ durch.
Für 1,6 Millionen Euro aus den Umweltgelder-Fonds des Kraftwerks St. Anton werden Flussschwellen neu angelegt (dagegen hat der frühere oberste Wildbachverbauer Ernst Watschinger bereits heftig protestiert) und mehrere Uferböschungen erneuert.
Ebenfalls zum Bauprogramm gehört auch die Planierung einiger Insel im Bett des Eisacks. „Rund ein Fünftel der Inselflächen sind von den Arbeiten betroffen“, sagt Rudolf Pollinger, Direktor der Abteilung Wasserschutzbauten. „Sie werden sich nach dem Eingriff durch die großteils wiedererlangte natürliche Flussdynamik von selbst erneuern“.
Dem Umweltaktivisten Franz Pattis, bekannt durch seine Kampagnen gegen die Silvesterböller, gefallen die Arbeiten auf den Inseln gar nicht. Er spricht in diesem Fall für die Enten: „Ihr natürliches Habitat wird zur beginnenden Brutzeit zerstört. Warum hat man mit diesen Arbeiten, wenn sie schon notwendig sind, nicht früher begonnen?“
Ein von Pattis vergangene Woche gemachtes Foto zeigt eine Gruppe Enten, die vom Ufer des Eisacks zuschauen, wie ein Bagger auf einer der Inseln die Bäume rodet. „Inzwischen ist die Insel verschwunden“, weiß der Umweltaktivist.
Die TAGESZEITUNG hat Abteilungsdirektor Pollinger mit seinem Vorwurf konfrontiert.
Die Antwort ist eher ausweichend: „Die Jahreszeit ist mit dem Landesamt für Jagd und Fischerei abgestimmt worden: Da die Fische im Herbst laichen, ist das Frühjahr für die Verwirklichung der Maßnahmen idealer. Trotz der möglichen Unannehmlichkeiten handelt es sich um Eingriffe, die zum Wohle der Umwelt durchgeführt werden. Die Abteilung Wasserschutzbauten wird darauf achten, dass die Wasserläufe und Inseln in einen möglichst naturnahen Zustand zurückversetzt werden“.
Und wo sollen einstweilen die Enten brüten?
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.