„Hänge am Rosskopf“
In Sterzing fürchtet man sich vor der Einstellung des Skibetriebes am Rosskopf. Bürgermeister Fritz Karl Messner über die derzeitige Situation und die Gespräche mit Michl Seeber.
TAGESZEITUNG Online: Herr Messner, Helmut Messner äußert scharfe Kritik: Sie hätten als Bürgermeister in den letzten neun Jahren keinen Euro für den Sterzinger Hausberg übriggehabt…
Fritz Karl Messner: Das stimmt schlichtweg nicht. Solange nicht das Ausstiegsgebot und das Beteiligungsverbot vonseiten der Gemeindeaufsichtsbehörde ausgesprochen wurden, flossen einige Beträge und Kapitalzeichnungen. Ich habe eine lange Liste. 120.000 Euro waren es im Jahre 2007, ebenfalls jeweils jährlich 120.000 Euro waren es in den Jahren 2008, 2009, 2010 und 2011. Die Gemeinde hat einen großen Beitrag geleistet, solange sie durfte. Nach dem Beteiligungsverbot mussten wir versuchen, die Gesellschaftsanteile zu verkaufen oder den Betrieb abzutreten. Und das wurde gemacht. Es stimmt, dass wir in den Jahren von 2011 bis 2014 kein Kapital zeichnen konnten. Aber auch in diesen Jahren haben wir Unterstützungen gewährt, wo es möglich war. Beispielsweise haben wir den Parkplatz bei der Talstation angekauft.
Mit dem Gesetz vom Dezember 2013 hätte man wieder die Möglichkeit, Dorflifte zu unterstützen. Der Vorwurf: Sie haben nicht gehandelt.
Das stimmt nicht. Wir haben alles vorbereitet. Das Gesetz ist neu und es bedarf einiger Vorbereitungen. Messner hat uns zuerst noch bestimmte Unterlagen zu bringen. Wir haben den Beschluss auf der Tagesordnung der nächsten Gemeinderatssitzung. Bringt er diese Unterlagen, dann kann ein solcher Beschluss gefasst werden und der Bürgermeister wird beauftragt, einen Dienstleistungsvertrag abzuschließen.
Was enthält dieser Dienstleistungsvertrag?
Dieser enthält sogar, dass wir in siebeneinhalb Jahren jährlich 120.000 Euro beisteuern. Das wären rund 900.000 Euro. Das Geld kann allerdings nicht für Investitionen verwendet werden.
Wie sieht es um den Rosskopf aus?
Ich hänge am Rosskopf sehr: Aus diesem Grund habe sich sehr starke Bedenken, da die Attraktivität durch den Abbau des Telferliftes stark gesunken ist. Es gab eine Menge von Protesten, nicht nur bei der einheimischen Bevölkerung sondern auch bei Gästen.
Besteht die Gefahr der Schließung des Skibetriebes?
Wir haben wirklich Sorge, dass man nicht mehr die Ersatzinvestitionen schafft. Wenn man nicht imstande ist, Kapital von außen hereinzubringen, dann ist die Gefahr groß, dass man nicht das Geld für den Austausch des Mittelliftes aufbringen kann, dessen Konzession jetzt verfällt. Das andere ist eine Folgekonsequenz. Langfristig muss man das Skigebiet attraktiver machen, auch mit einer Verbindung mit Ladurns. Aber man muss einen Schritt nach dem anderen setzen. Und dazu braucht es tüchtige und fähige Unternehmer.
Wie sieht es mit dem Einstieg von Michl Seeber aus?
Aus dieser Sorge heraus habe ich mir erlaubt, zusammen mit dem Präsidenten des Tourismusvereins Alois Bacher, mit Michl Seeber von der Leitner-Gruppe zu sprechen. Wir sind der Meinung, dass wir aus eigener Kraft der Gesellschaft sonst sehr schwer weiterkommen.
Messner sagt, man habe hinter seinem Rücken gespielt…
Wir haben bei Michl Seeber nachgefragt, ob es die Möglichkeit eines Engagements gäbe. Als Gemeinde darf man nicht Gesellschafter sein, und auch meinen kleinen Anteil musste ich verkaufen, da ich ansonsten in der Gemeinde keine Beschlüsse fassen kann. Es stimmt daher, dass ich nicht legitimiert bin, für die Gesellschaft zu sprechen. Aber die Bevölkerung macht sich Sorgen. Es geht um viele Arbeitsplätze. Es stehen ganze Familienexistenzen auf dem Spiel. Sterzing hat 44 Prozent Winterbetrieb. Wenn diesbezüglich ein großer Teil wegbröckelt, dann beunruhigt das sehr. Deswegen habe ich mir erlaubt, mögliche Wege auszuloten.
Welche Zusagen hat Seeber gemacht?
Er hat eine bestimmte Aufgeschlossenheit gezeigt. Wir haben jedoch nicht konkret verhandelt. Wir haben um ein Engagement nachgefragt und ob man später eventuell weiterreden könne. Und er hat das bejaht.
Der Vorwurf: 2002 herrschte dieselbe Situation vor. Seeber hat einen Lift gebaut, die Gesellschaft wäre dann aber wenig später in Konkurs gegangen…
Ich schaue nicht zurück. Ich stelle fest, dass die Situation momentan sehr schwierig ist und dann darf man als Bürgermeister nicht blind sein.
Sind Sie über die Kritik von Helmut Messner sehr überrascht?
Helmut Messner hat sehr viel Positives geleistet, aber auch einige Probleme kreiert.
Welche?
Ich möchte nicht ins Detail gehen. Er hat nach bestem Wissen und Gewissen versucht, das Beste zu gegeben. Ich habe die Entscheidung kritisiert, dass man den Telferlift abgebaut hat. Dieser hätte noch eine Konzession von fünf Jahren gehabt. Wir müssen nun vermittelnd tätig werden. Und ich möchte keine Polemik haben, auch nicht mir ihm.
Was sagen Sie zu Messners Rücktritt?
Es steht eine Kapitalaufstockung an und Gesellschafter werden Kapital einzahlen. Diese Gesellschaft wird dann einen neuen Präsidenten und Verwaltungsrat wählen, wie es bei allen Gesellschaften der Fall ist.
Interview: Erna Egger
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.