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Arme Kleinaktionäre

Arme Kleinaktionäre

Kaum jemand leidet so stark unter der Sparkassen-Krise wie die 24.000 Kleinaktionäre des Südtiroler Bankenhauses. Wenige Wochen vor der Bilanz-Vorstellung stellt sich für sie die Frage: „Sind meine Wertpapiere überhaupt noch etwas wert?“

von Anton Rainer

Stephan Jäger, Unternehmensberater aus Dorf Tirol, ist Präsident des „Verbunds der Kleinaktionäre der Südtiroler Sparkasse“. Dass er über diese Rolle aktuell nicht gerade gerne spricht, mag daran liegen, dass er „zur Zeit zwei Hüte aufhat“, wie er selbst sagt.

Der eine Hut, das ist der Verbund der Kleinaktionäre, ein mit knapp 300 Personen kleiner, aber feiner Teil der 24.000 Kleinaktionäre.

Seine Mitglieder halten rund ein Zehntel jener Wertpapiere, die sich nicht im Besitz der Stiftung Sparkasse befinden, das sind ca. 2,81% der gesamten Stammaktien. Vor gut einem Jahr, als im Zuge der allgemeinen Personal-Rochade in der Südtiroler Sparkasse eine Runderneuerung des Verwaltungsrats beschlossen wurde, setzte man Stephan Jäger seinen zweiten Hut auf: als Vertreter der Kleinaktionäre sitzt er im obersten Bankengremium, dem Verwaltungsrat. Jener Hut hat inzwischen mehr als nur ein paar Löcher.

Der Rekordverlust in der Sparkassen-Bilanz, von der Wochenzeitung ff auf bis zu 220 Millionen Euro beziffert, bereitet ganz Südtirol Sorgenfalten – vor allem jenen, die sich als Halter von Sparkassen-Aktien bereits an schlechte Nachrichten gewöhnt haben. B

is jetzt haben Inhaber der Wertpapiere gut zwei Drittel ihrer Anfangsinvestition verloren, bereits zum zweiten Jahr in Folge steigen sie am Ende des Bilanzjahres ohne Dividende aus.

Lohnt es sich da überhaupt noch, die Aktie zu halten? Fragen über die Zukunft der Bank-Papiere seien berechtigt, erklärt Jäger, nach Eigenaussage auch im Sinne der Transparenz, auf eine pauschale Antwort will er sich aber nicht festnageln lassen: „Jeder Aktionär hat seine Aktie zu einem anderen Preis und zu einem anderen Zeitpunkt gekauft“, meint Jäger.

„Der eine hat ein Familienmitglied, dem er helfen will, eine Wohnung zu kaufen, ein anderer kann die Aktien 10 bis 15 Jahre liegen lassen, da unterscheidet sich die Situation stark.“ Wie die Situation der Kleinaktionäre aktuell aussieht, kann Jäger erst Mitte April abschätzen, wenn die Mitgliederversammlung des Verbunds der Kleinaktionäre stattfinden soll – in den letzten Jahren passierte dies immer erst nach Bekanntgabe der Bilanz.

Mit Unmut ist also wohl zu rechnen, zumindest wenn es nach der Südtiroler Verbraucherzentrale geht: Dort kritisiert man seit Jahren die Gängelung der Kleinaktionäre und bereitet seit letztem Februar sogar eine Pilotklage gegen die Bank vor – der Grund, die nachträgliche Abstufung der Sparkasse-Aktien auf Hochrisiko-Papiere, reiht sich in die Liste der Probleme ein, die vielen Kleinaktionäre das Finanz-Leben erschweren.

Vom Wertverlust im Immobilienfonds „Dolomit“ – auch jener wurde im Nachhinein zu einer Anlage mit hohem Risiko – bis zum seit 2013 gültigen Maximal-Limit von 50 Wertpapieren, die Aktionäre gleichzeitig verkaufen dürfen. Damals ließ sich Stephan Jäger mit den Worten „Diese Limitierung ist sicher nicht glücklich, die Bank sollte sich da etwas überlegen“ zitieren – zwei Jahre später bleibt das Limit unverändert bestehen. Dass sich kaum jemand darüber beschwert, liegt auch daran, dass an Verkauf momentan ohnehin nicht zu denken ist: Der bankeigene Sekundärmarkt kämpft seit jeher mit langen Wartezeiten, die sich im Zuge der sich in den letzten Wochen verschärfenden Krisenstimmung noch verschlimmert haben.

Ein Trostpflaster: Zumindest um Panikverkäufe vor Bekanntgabe der letztjährigen Bilanz muss sich die Bank also keine Sorgen machen.

 

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