Surfen im Schneckentempo
An 35 Baustellen wird derzeit im ganzen Land gebaut, Rohre für das Glasfaserkabel werden verlegt. Schnelles Internet ist aber immer noch Zukunftsmusik: Wann Südtirol wirklich im digitalen Zeitalter angekommen ist, kann man nicht voraussagen.
von Karin Köhl
Eine gut funktionierende Internetverbindung? Für viele nicht nur ein schnelllebiger Zeitvertreib, sondern für Unternehmen auch existenziell.
Während man im benachbarten Trentino bereits 2004 damit begonnen hat, flächendeckend an einer Glasfaserkabelverbindung zu arbeiten, scheint man sich der Notwendigkeit der digitalen Verbindung hierzulande erst vor fünf Jahren bewusst geworden zu sein.
Als man das Problem erkannte, versuchte man so schnell wie möglich eine grundlegende Versorgung zu garantieren. Deshalb hat das Land mit der Telefongesellschaft Telecom ein Abkommen getroffen: Das Land verlegt die Leitungen bis zu rund 160 Zentralen der Telecom im ganzen Land und die Betreibergesellschaft sorgt für die Verbindung. Gesurft wird dabei über die bereits bestehenden Telefon-Kupferkabel – wenn auch nur schwerfällig und mit sehr begrenzter Datenmenge. „Natürlich hängt es davon ab, wie weit entfernt man von den Zentralen ist und in welchem Zustand sich die Kupferkabel befinden“, erklärt Marco Springhetti, Direktor im Amt für Infrastrukturen der Telekommunikation.
„Aber es gibt leider einige Gebiete und Orte, in denen man beim Surfen immer wieder unterbrochen wird und die Verbindung nicht stabil ist.“ Innerhalb dieses Jahres soll der Ausbau dieses Breitbandnetzes zu 99,5 Prozent abgeschlossen werden. Eine langfristige Lösung ist das allerdings nicht: „Für Privatpersonen und einige kleine Firmen ist diese Verbindung sicher ausreichend, obwohl viele mehr verlangen und nicht zufrieden sind“, erklärt Springhetti. „Einige wenige Unternehmen würden aber wirklich eine bessere und stärkere Verbindung brauchen.“
Parallel zu diesem Projekt will man in Südtirol auch schnelles Surfen ermöglichen – und treibt deshalb den Ausbau des Glasfaserkabelnetzes voran. Schnell geht das allerdings nicht: Alle Gemeinden müssen einen Masterplan erstellen. Die RAS ist für die Errichtung der Verteilerzentralen in den Gemeinden zuständig, das Land muss die Rohre und die Glasfaser bis zu den Verteilern und den öffentlichen Gebäuden im ganzen Land verlegen – und davon gibt es rund 3.000. Die letzte Meile obliegt dann wieder den Gemeinden.
Bislang hat das Land 800 Kilometer der Leitungen bereits verlegt, an 35 Baustellen wird derzeit gearbeitet. Noch am Ende des Jahres sollen zumindest alle Gemeinden erreicht sein. Dann liegt es allerdings an den Gemeinden, die letzte Meile zu realisieren – und das könnte mitunter schwierig werden. Der digitale Sprung ist deshalb noch Zukunftsmusik: „Wir werden in den nächsten Monaten und Jahren sicher sehr viel erreichen, aber dass Südtirol flächendeckend mit Glasfaserkabel versorgt ist, wird – wenn überhaupt – nicht so schnell passieren“, gibt Springhetti zu.
Vor allem im Unterland, erklärt die zuständige Landesrätin Waltraud Deeg im Interview, und in den weit entfernten Grenzgebieten hat man große Probleme mit der Internetverbindung.
Dort kann die kleineste Internetrecherche oft Stunden beanspruchen und das Versenden eines Mails mit Anhang scheint kaum zu bewältigen. „Immer wieder werde ich auf die nicht funktionierende Internetverbindung hingewiesen und ich solle doch endlich etwas unternehmen“, erzählt Martin Fischer, Bürgermeister von Kurtatsch, von seinen internetmüden Bürgern. Dabei spricht er vielen Bürgermeister-Kollegen aus der Seele. Während die Breitbandverbindung kaum funktioniert, wurden in Kurtatsch die Leitungen und Rohre für die Glasfaserkabelverbindung bereits verlegt. Nun wartet man nur noch darauf, dass das Land die Glasfaserkabel bis zum Dorf verlegt. In der Industriezone in Kurtatsch hat man sich in der Zwischenzeit selbst beholfen: „Für ein Unternehmen“, so Fischer, „ist schnelles Internet heutzutage einfach unabdingbar.“
Auch in Barbian raubt die Internetverbindung den Nutzern oft den letzten Nerv. Unterdessen wird ein Teil der Rohre für die Glasfaserkabelverbindung verlegt. „Es ist noch so vieles offen“, erklärt Bürgermeister Alfons Klammsteiner. „Es war eine übereilige Aktion des Landes und lange war einfach nicht klar, wie das alles funktionieren soll.“ Flächendeckendes Internet würde er sich wünschen, aber vor allem in den Dörfern glaubt er nicht daran. In Barbian würde das schnelle Surfen unterm Strich nämlich 4,5 Millionen Euro kosten: „Und auch wenn wir das Geld aus dem Rotationsfonds bekommen würden, könnte wir als Kleingemeinde das nie zurückzahlen.“ Deshalb ist Klammsteiner skeptisch: „Ich glaube nicht, dass eine solche Idee, bis zu den letzten Häusern in Südtirol, über finanzier- und realisierbar ist.“
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