Blaue Dorflisten
Viele Gemeinderäte der Freiheitlichen kehren der Mutterpartei den Rücken: In Toblach, Niederdorf, Vintl und Terenten verwandeln sie sich in unparteiische Dorflisten.
von Silke Hinterwaldner
Die Freiheitlichen in Vintl haben für Aufsehen gesorgt. Die sieben Gemeinderäte haben sich von der Mutterpartei in Bozen losgesagt und wollen nun mit einer Art Bürgerliste zu den Gemeindewahlen antreten.
Im Pustertal nehmen sie damit eine Vorreiterrolle ein. Denn mittlerweile ist auch in zahlreichen anderen Gemeinden klar, dass das Freiheitliche Listenzeichen nicht mehr aufscheinen wird. In Niederdorf wollen sich die Oppositionsparteien, also Freiheitliche und Südtiroler Freiheit zu einer gemeinsamen Dorfliste zusammenschließen.
In der Nachbargemeinde Toblach genauso: Dort suchen die Freiheitlichen zusammen mit der Liste Zukunft Alpenrose und vielleicht auch mit der Freien Liste Toblach nach einem gemeinsamen Weg. Als Begründung nennen die Beteiligten immer einen Grund: Die Parteipolitik habe in der Gemeinde nichts verloren. Vor Ort sollte man für die Menschen arbeiten und sich nicht darum kümmern müssen, was in der Parteizentrale in Bozen passiert. Auslöser für diese Abspaltung sind – wie könnte es auch anders sein – die Geschehnisse der vergangenen Jahre, vom Rentenskandal bis zur Gesundheitsreform.
In Terenten verhalten sich die Freiheitlichen ähnlich. Auch Karl Engl hat mittlerweile ein Team für eine Dorfliste zusammengestellt und will das Freiheitliche Parteilogo von seiner Liste streichen.
In Bruneck waren die Freiheitlichen vor einem Jahr bei den vorgezogenen Gemeindewahlen als blaue Liste angetreten. Die Folge: Die Zahl der Gemeinderäte wurde von vier auf zwei halbiert. Und dies obwohl Bernd Ausserhofer und seine Mannschaft eigentlich sehr aktiv waren und gute Arbeit geleistet hatten. Nachdem die Vintler den Freiheitlichen den Rücken gekehrt hatten, erklärte auch der Brunecker Gemeinderat Bernhard Hilber: „Wir in Bruneck hätten diesen Schritt auch machen sollen, aber vor einem Jahr war alles einfach noch zu frisch.“
Aus Freiheitlicher Sicht noch schlimmer gestaltet sich die Situation in St. Lorenzen. Dort wurden vor fünf Jahren zwei Gemeinderäte der Freiheitlichen gewählt, einer davon ist Horst Tinkhauser, seines Zeichen der Bruder des Abgeordneten Roland Tinkhauser. Nach nur fünf Jahren geben die Freiheitlichen in St. Lorenzen auf. „Ich persönlich“, sagt Horst Tinkhauser, „werde aus privaten Gründen nicht mehr kandidieren. Beruf und Familie beanspruchen einfach viel Zeit.“ Eine Freiheitliche Liste wird es damit „voraussichtlich nicht mehr geben“.
Ein dritter Tinkhauser-Bruder ist ebenfalls Gemeinderat – in Pfalzen. Und zumindest von dort kommen positive Nachrichten für die Freiheitlichen. Lukas Tinkhauser sagt: „Auf alle Fälle kandidieren wir wieder!“
Auch Oswald Holzer, Blauer Gemeinderat in Kiens ist gewillt mit dem Freiheitlichen Parteisymbol weiterzumachen. „Es ist nicht ganz einfach, Kandidaten zu finden“, sagt er, „aber für uns ist klar, dass wir wieder mit den Freiheitlichen antreten. Wir sind auf einem guten Weg.“
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