Der Bus-Krieg
Seit zwei Monaten fährt das deutsche Unternehmen „MeinFernbus“ täglich bis zu vier Mal nach Innsbruck und München – und das zu Billigpreisen. Südtirols Busunternehmen werden die Passagiere streitig gemacht.
von Heinrich Schwarz
Tagesausflüge nach Innsbruck und München erleben seit Jahren einen regelrechten Boom. Einige Südtiroler Busunternehmen machen sich diesen Trend zunutze und bieten zum Teil tägliche Fahrten in die beiden Städte an.
In der Regel kommt man etwa mit 20 Euro nach München – für wenige Euro mehr ist auch die Rückfahrt inbegriffen. Der Dienst ist vor allem an Einkaufstouristen und Studenten gerichtet.
Weil Fernreisen seit einigen Jahren in ganz Europa boomen, konzentrieren sich einige Busunternehmen heute ausschließlich auf diesen Markt. So etwa die deutsche MFB MeinFernbus GmbH, die im Jahr 2011 gegründet wurde und heute bereits über 80 Fernbuslinien anbietet.
Der Expansionskurs hat das Unternehmen mittlerweile auch nach Südtirol geführt. Seit Dezember 2014 gibt es je nach Wochentag zwei bis vier Fahrten von Meran über Bozen und Innsbruck nach München – und schließlich auch wieder zurück. Zustiegsmöglichkeiten gibt es zudem in Marling, Tscherms, Lana, Terlan, Klausen, Brixen und Sterzing.
Als Partner auf der Südtirol-Linie hat MeinFernbus die Busunternehmen Martin Reisen aus Lana und Silbernagl aus Kastelruth ausgewählt.
Was die grünen Busse von MeinFernbus so attraktiv macht, sind die Fahrtpreise. Bucht man online, kommt man mit nur acht Euro nach Innsbruck. 13,50 Euro sind für eine Fahrt nach München zu berappen.
Damit werden die Preise der Südtiroler Busunternehmen deutlich unterboten.
Entsprechend groß war der Schock, als MeinFernbus im Dezember plötzlich mit einer groß angelegten Werbekampagne ins Land stürmte und den Markt ordentlich durcheinanderwirbelte.
„Zu sagen, dass wir MeinFernbus nicht spüren, wäre gelogen“, sagt Thomas Rauch, Geschäftsführer von Rauch Reisen. Sein Unternehmen fährt mehrmals täglich nach München. „Der Januar und Februar waren eher schwach, doch das wird sich sicher wieder einpendeln. MeinFernbus hat seine Stärken und Schwächen“, so Rauch.
Inwiefern?
„Aufgrund des aggressiven Preises wird MeinFernbus anfangs von vielen Leuten getestet. Doch es gibt einige Unterschiede: So fährt MeinFernbus durch Innsbruck und wählt die Route über Garmisch-Partenkirchen. Wir fahren direkt über die Autobahn nach München. Zudem halten wir in München viel näher im Zentrum und schaffen es, die Zeiten laut Fahrplan einzuhalten“, erklärt Thomas Rauch.
Ein weiterer wichtiger Grund, warum die Südtiroler die einheimischen Busunternehmen mehr schätzen würden: „Wir etwa haben ein kapillares Abholsystem mit vier kleinen Zubringerbussen, die unsere Passagiere aus dem ganzen Land zum Reisebus bringen“, so Rauch. Die Kunden würden deshalb gerne einige Euro mehr zahlen. Thomas Rauch glaubt außerdem, MeinFernbus werde seine Preise früher oder später erhöhen müssen, um gute Erträge zu erzielen.
Das Pfalzner Busunternehmen Gatterer, das vier Mal in der Woche Tagesfahrten nach München anbietet, spürt die Konkurrenz durch MeinFernbus weniger. „Eigentlich überhaupt nicht“, sagt Ingemar Gatterer. Von seinen Kunden werde geschätzt, in Vahrn nicht umsteigen zu müssen. Zudem bietet MeinFernbus auch gar keine Fahrten mit Start im Pustertal an.
Josef Gross, Geschäftsführer des Sarner Reisebüros Gross, war für keine Stellungnahme erreichbar.
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