Künstler aus Leidenschaft
Der Architekt Othmar Treffer zeigt sein skulpturales Oeuvre in einer Schau des Südtiroler Künstlerbundes im Foyer des Waltherhauses in Bozen.
Othmar Treffer (geboren 1951 in Bruneck), zu dessen architektonischer Handschrift unter anderem die Pfarrkirche zum Hl. Josef Freinademetz Milland zählt, widmet jede freie Minute der Kunst. Sein bevorzugtes Medium ist die Bildhauerei. In weißem Marmor gearbeitete Formen zählen zu seinen bevorzugten Werkzyklen, die er in dieser Ausstellung erstmals einem größeren Publikum zugänglich macht.
Der Auslöser – seine Passion zur Kunst auch tatsächlich auszuleben – war eine Begegnung mit Fritz Wotruba (1907-1975) im Jahre 1972. Angetrieben von der Kraft der Werke Wotrubas erarbeitet Othmar Treffer zahlreiche Skizzen und Zeichnungen, die etwa 30 Jahre später in Skulpturen umgesetzt werden. Von Beginn an ist eine Stilanlehnung, die umgehend an kubistische Werke denken lässt, abzulesen. Die Leidenschaft als Kunstsammler, das praxisnahe Maschinenbaustudium, wie auch die Erfahrungen als Architekt in der Bearbeitung von Materialien erweisen sich bei seinen späteren bildhauerischen Werken immer wieder als willkommene Einflussnehmer seiner persönlich stets weiterentwickelten Formensprache.
So setzen sich mit den Jahren abstrakte Gestalten immer mehr durch: Scharfe und kantige Konturen lösen sich zusehends auf und weichen sanfteren rundlichen Formen, die an feminine Körper denken lassen. In dieser Schaffensphase versucht er dem Stein die anfängliche geometrische Härte zu nehmen, ihn optisch geschmeidig zu machen, ihn auf verspielte Art und Weise zu verdrehen und zu durchdringen. Die Wirkung durch die Werke von Alberto Viani (1906-1989), Hans Arp (1886-1966), Constantin Brâncu?i (1876-1957), Max Bill (1908-1994) und Henry Moore (1889-1986) auf sein Schaffen sind unverkennbar und beeinflussen seine Entwicklung bis zum jüngsten Schaffen und sind gleichzeitig Motor für sein weiteres Wirken.
Thematisch steht der weibliche Körper, das Geheimnisvolle, das Verborgene in Form von Maskenhaftem und Anspielungen, mythologische Geschichten und mystische Andeutungen im Zentrum. Begleitet werden seine bildhauerischen Werkzyklen durch seine ihn permanent begleitende zweite Leidenschaft, der Fotografie. Treffer beschäftigt sich seit frühester Jugend mit Fotografie. Dank des geschulten Blickes durch die Linse und das geschickte anschließende Bearbeiten am Computer entstehen Fotoarbeiten von überlappenden durchscheinenden Körperformen. Othmar Treffer vermag es durch die dreidimensionale Übersetzung dieser Fotoproduktionen in Stein abstrahierte Körper mit ästhetisch-sinnlicher Aussage zu schaffen.
Die Ausstellung im Foyer des Waltherhauses in Bozen bleibt bis zum 12. März zugänglich.
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.