Die Sprit-Wahrheit
Eine aktuelle Studie beweist: Tanken ist in Südtirol teurer als in den meisten italienischen Regionen. Bei den Diesel-Preisen sind wir sogar Spitzenreiter. Ein zentraler Grund dafür: Bei uns gibt es zu wenige freie Tankstellen, die den Preis drücken.
von Heinrich Schwarz
Nicht weniger als 90 Seiten dick ist die Studie von „Staffetta Quotidiana“, einem auf Energie-Themen spezialisierten Medium. Mithilfe der Online-Datenbank des Ministeriums für wirtschaftliche Entwicklung, auf der die aktuellen Treibstoffpreise aller italienischen Tankstellen abrufbar sind, konnten die Preise in den verschiedenen Regionen miteinander verglichen werden.
Die Daten zeigen: Südtirol ist absolut kein Paradies, wenn es ums Tanken geht. Die Preise für Diesel sind in keiner italienischen Region so hoch wie in Südtirol, wenn man die Durchschnittspreise vergleicht. Bei den Benzin-Preisen liegt Südtirol hingegen an der fünften Stelle (siehe auch Grafiken).
Auffallend ist: Im Trentino ist das Tanken zwar nur minimal billiger als hierzulande, doch gegenüber anderen südtirolnahen Regionen wie der Lombardei, dem Veneto oder dem Piemont sind die Unterschiede enorm. Im Veneto tankt man sogar so günstig wie in keiner anderen italienischen Region. Das gilt sowohl für Benzin, als auch für Diesel.
Südtirol Autofahrer sind wahrlich benachteiligt. Und das, obwohl wir eine Grenzregion zu Österreich sind, wo man bekanntlich rund 30 Cent weniger für einen Liter Treibstoff berappen muss.
Um den zunehmenden Tanktourismus einzudämmen und die Steuern auf Treibstoff möglichst im Land zu behalten, müssten die Preise eigentlich gesenkt werden. Momentan wird vonseiten des Landes geprüft, wie viel Geld dem Land durch den Tanktourismus nach Österreich verloren geht und ob sich eine Reduzierung der Treibstoffsteuer lohnen würde.
Die Provinz hätte durchaus Möglichkeiten dazu. Landeshauptmann Arno Kompatscher erklärte, hier sei das Land gefordert – und ausnahmsweise nicht Rom.
In Italien beträgt der Steueranteil am Treibstoff derzeit über 60 Prozent. 90 Prozent der Verbrauchersteuer sowie 70 Prozent der Mehrwertsteuer auf Treibstoffe fließen ans Land zurück.
Die hohen Steuern können aber nicht der alleinige Grund sein, warum das Tanken gerade in Südtirol so teuer ist.
Ein Tankstellenpächter erklärt im Hintergrundgespräch mit der TAGESZEITUNG:
„Das Hauptproblem ist, dass es in Südtirol leider viel zu wenig private Tankstellen gibt. Diese könnten den Treibstoff auf dem freien Markt einkaufen, haben dadurch eine ganz andere Gewinnspanne und können die Preise deutlich senken. Die großen Erdölkonzerne wären somit gezwungen, ihre Preise ebenfalls zu reduzieren.“
Der Tankstellenpächter weiter: „Die Konzerne haben in Südtirol ein leichtes Spiel und können die Treibstoffpreise hoch halten. Damit können sie das kompensieren, was sie in anderen Regionen aufgrund hoher Anteile an freien Tankstellen verlieren.“
Die aktuelle Studie von „Staffetta Quotidiana“ kann die Argumentation durchaus untermauern. Demnach machen die sogenannten „Pompe Bianche“ – also die markenfreien Tankstellen – in Südtirol nur 15 Prozent aller Tankstellen aus. Im Veneto – der günstigsten Region Italiens – sind es 32 Prozent (siehe Grafik).
Ähnliche Artikel
Kommentar abgeben
Du musst dich EINLOGGEN um einen Kommentar abzugeben.