Stunk auf dem Revier
In der Polizeistube der Gemeinde Lana brodelt es. In der Kritik steht Dienststellenleiter Walter Egger, dem unorthodoxe Führungsmethoden vorgeworfen werden. Der Bürgermeister sitzt die Spannungen seit Monaten aus.
von Karin Gamper
Walter Egger will sich zu den Vorwürfen seiner Untergebenen nicht äußern: „Kein Kommentar“, sagt der Leiter der Gemeindepolizei Lana auf Anfrage der TAGESZEITUNG.
Dabei stehen die Zeichen in der Polizeistube der Marktgemeinde seit Monaten auf Sturm. Die sechs Gemeindepolizisten werfen ihrem Dienststellenleiter unorthodoxe Führungsmethoden vor. Es geht um amtsinterne Spannungen, verbale Entgleisungen, ja gar zu Handgreiflichkeiten zwischen Egger und einem Mitarbeiter soll es gekommen sein. Eine Anzeige bei den Carabinieri wurde später archiviert.
Ist Walter Egger ein Mobbingopfer? Oder muss er sich tatsächlich ein Fehlverhalten eingestehen? Diese Frage ist nicht eindeutig zu klären, da alle Beteiligten auf Tauchstation gegangen sind.
Bürgermeister Harald Stauder tut seit Monaten so, als ob alles in bester Ordnung sei. Auf eine schriftliche Anfrage der Süd-Tiroler Freiheit, die heute Abend im Gemeinderat behandelt wird, antwortete er mit Bezug auf die Probleme in der Polizeistube: „Der Gemeinde Lana liegen keine Umstände vor, welche die Einleitung eines Disziplinarverfahrens erforderlich machen würden“.
Allerdings: Seit Tagen hält Gemeinderat Richard Andergassen (Süd-Tiroler Freiheit) ein offizielles Dokument in den Händen, das das genaue Gegenteil beweist. Es handelt sich dabei um ein Schreiben der sechs Lananer Ortspolizisten an den Bürgermeister, die Referenten und den Gemeindesekretär. Das Dokument nimmt auf ein Krisentreffen vom 26.November 2014 Bezug. Es ist im Wesentlichen die Integration des Protokolls der damaligen Aussprache, in dem – Zitat – „wesentliche Punkte fehlen, bzw. nicht richtig wiedergegeben wurden.“ Das Schreiben ist harter Tobak. Wörtlich heißt es darin:
„Von Seiten der Mitarbeiter der Gemeindepolizei wurde beanstandet, dass der Stellenleiter gewisse Voraussetzungen braucht, wie z.B. Schulausbildung, Fähigkeit der Koordinierung der Mitarbeiter sowie vollständiger und richtiger Informationsaustausch.
Es wurde ein Neustart verlangt, was die Position des Stellenleiters betrifft. Dies wurde von keinem der Anwesenden widerlegt.
Herr Egger hat seinen Rücktritt angeboten und erklärt, dass er mit seiner Aufgabe als Stellenleiter überfordert ist.
Das Verhalten von Herrn Egger wird beanstandet, da Mitarbeiter regelmäßig (bei deren Abwesenheit) beschimpft, verleumdet und beleidigt werden.
Weiters wurde auch gesagt, dass es nicht möglich ist, mit Herrn Egger im Büro zusammenzuarbeiten und dass es ein Wunder ist, dass Herr Gaio (Stellvertreter, A.d.R.) dies so lange geschafft hat. Auch wurde klar zum Ausdruck gebracht, dass kein Mitarbeiter das Amt des Stellvertreters übernehmen kann, solange Herr Egger als Stellenleiter fungiert. Diese Aussagen wurden von keinem der Anwesenden widerlegt.“
Dieses Schreiben, unterzeichnet von den Polizisten Erwin Lechner, Johann Mairhofer, Thomas Alber, Eva Mair und Sandro Gaio wurde im Rathaus Lana mit Eingangsdatum 12. Dezember 2014 protokolliert. Dennoch antwortet der Bürgermeister nur sechs Tage später auf die offizielle Gemeinderatsanfrage von Richard Andergassen, er wisse von keinen Unstimmigkeiten. Entweder weiß Harald Stauder nicht, was im Rathaus vorgeht oder er hat bewusst die Unwahrheit gesagt.
„Vogel-Strauß- Politik für Fortgeschrittene“, kommentiert Gemeinderat Richard Andergassen das Ganze. „In einer Zeit, wo Einbrüche und Gewaltdelikte an der Tagesordnung stehen, ist ein solches Vorgehen des Bürgermeisters unverantwortlich. Hier wäre zum Schutz der Bürger sofortiger Handlungsbedarf notwendig“, so Andergassen.
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