„Waren auch dabei“
SVP-Senator Hans Berger erklärt sein Fehlen auf dem Gruppenfoto mit Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin: Zum Zeitpunkt des Fotoshootings habe im Senat eine Abstimmung stattgefunden.
Wer war denn nun dabei in Rom? Wer hat an der Aussprache mit der Gesundheitsministerin teilgenommen?
In den Aussendung hieß es, auch die SVP-Parlamantarier seien dabei gewesen, auf dem offiziellen Foto waren Hans Berger & Co. nicht zu sehen.
TAGESZEITUNG Online hat bei Hans Berger nachgefragt.
Demnach fehlen die Parlamentarier Berger, Renate Gebhard und Karl Zeller auf dem Gruppenbild mit Ministerin Beatrice Lorenzin, weil das Foto bereits um 16 Uhr geschossen wurde. Zu dem Zeitpunkt waren die Parlamentarier aber noch aufgrund einer Abstimmung im Plenum verhindert.
Bei dem anschließenden Treffen mit der Ministerin haben alle drei SVP-Vertreter aber teilgenommen.
„Im Anschluss war leider kein Fotograf mehr in der Nähe“, bedauert Hans Berger.
WAS WIR BISHER BERICHTETEN
+++ EILMELDUNG +++ Arno Kompatscher feiert Erfolg bei Verhandlungen in Rom: Die Geburtenabteilungen in Schlanders und Sterzing werden (sehr wahrscheinlich) nicht geschlossen.
von Matthias Kofler
Arno Kompatscher kommentiert ganz nüchtern: „Es war ein sehr konstruktives Gespräch. Die Ministerin wird unseren Vorschlag nun an die zuständige technische Kommission weiterleiten. Die Entscheidung ist keine politische mehr, sondern eine rein medizinisch-technische“, sagt der Landeshauptmann gegenüber TAGESZEITUNG Online.
Gemeinsam mit Landesrätin Martha Stocker, den Parlamentariern Albrecht Plangger, Renate Gebhard und Hans Berger, seinem Trentiner Amtskollegen Ugo Rossi und der Trentiner Landesrätin Donata Borgonovo Re ist der Landeshauptmann am Donnerstag nach Rom gereist, um sich dort mit der italienischen Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin zu treffen. Im Zentrum der Aussprache stand die praktische Anwendung der sogenannten Sicherheitsstandards in den Geburtenabteilungen.
Die Südtiroler Delegation hat der Ministerin die Situation der Geburtenabteilungen in der Region Trentino-Südtirol dargelegt: Es ging dabei um die Anzahl der Abteilungen, die Fallzahlen in den einzelnen Abteilungen und die Distanzen zwischen den Krankenhäusern.
Beatrice Lorenzin hat in dem Gespräch von Anfang an klargestellt, dass die Sicherheitsstandards nicht zur Debatte stehen, weil sie auf medizinisch-technischen Standards basieren und den Schutz von Mutter und Kind gewährleisten.
Das (überraschende) Ergebnis der Verhandlungen:
Wie TAGESZEITUNG Online aus Verhandlungskreisen erfahren hat, ist eine Rettung der Geburtenabteilungen von Sterzing und Schlanders wieder sehr wahrscheinlich – unter der Voraussetzung, dass die Sicherheitsstandards bezüglich der ständigen Anwesenheit von vier Spezialisten – Anästhesist, Gynäkologe, Kinderarzt und Hebamme – eingehalten werden. Darüber hinaus muss auch sichergestellt werden, dass die dafür notwendigen Ressourcen vorhanden sind.
Das Positive ist aber:
Die Geburtenabteilung von Schlanders kann aufgrund der Distanz zum nächstgelegenen Krankenhaus von Meran noch gerettet werden. Die Fahrtzeit ist länger als die von der Ministerin als Mindestzeit vorgegebenen 90 Minuten.
Auch die Geburtenabteilung in Sterzing kann wieder auf eine Rettung hoffen, weil die Fallzahlen dort nur knapp unter den geforderten 500 Geburten pro Jahr liegen.
Fast keine Hoffnungen mehr gibt es für die Geburtenabteilung in Innichen, die weder von den Fallzahlen noch von der Distanz her die notwendigen Voraussetzungen erfüllt.
Offen bleiben noch Fragen bezüglich der permanenten Anwesenheit der Spezialisten. Die Delegation wollte von der Ministerin wissen, ob es auch ausreichen würde, wenn der Facharzt zehn oder 20 Minuten nach Kontaktaufnahme vor Ort wäre.
Arno Kompatscher und Co. haben der Ministerin hierzu in schriftlicher Form ein Modell vorgelegt, das diese zur weiteren Überprüfung an die zuständige Kommission weitergereicht hat. Nach Erhalt der Antwort werden die Südtiroler Regierungsvertreter eine definitive Entscheidung zur Zukunft der Geburtenabteilungen treffen.
Beatrice Lorenzin, die übrigens eine begeisterte Südtirol-Urlauberin ist und die Berge liebt, hat den Abteilungen von Sterzing und Schlanders wieder Hoffnung gegeben.
+++ DIE REAKTIONEN +++
Luftsprünge macht man Wipptal noch keine: Der Ausgang des Treffens in Rom stimmt die Politiker leicht optimistisch. Vorerst will man aber abwarten, bis man konkrete Informationen erhält.
von Erna Egger
Im Wipptal wird noch kein Freudentanz gemacht: „Bevor man nichts Konkretes weiß, ist es fürs Jubeln zu früh. Die Nachricht gibt Grund zur Erleichterung und lässt neue Hoffnung schöpfen“, so der Wipptaler SVP-Bezirksobmann, Karl Polig, in einer ersten Reaktion.
„Wenn dem so ist, freuen wir uns alle. Der Kampf hat sich gelohnt. Das ist ein guter Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Franz Kompatscher, Bürgermeister der Gemeinde Brenner.
Auch die Freudenausbruch des Bürgermeisters von Sterzing, Fritz Karl Messner, fällt sehr verhalten aus: „Es ist ein positiver Beginn, aber es herrscht noch Zurückhaltung. Die Nachricht stimmt jedoch leicht optimistisch.“
Im Wipptal wurde am Donnerstag gezittert – und man klammerte sich an jeden Strohhalm. Der SVP-Bezirksobmann und Parlamentarier Albrecht Plangger hatte im Vorfeld des Treffens mit der Gesundheitsministerin in Rom gemeint, man solle um 16.00 Uhr eine Kerze anzünden – zur moralischen Unterstützung.
Fritz Karl Messner kam der Aufforderung nach und schickte dem Abgeordneten ein Bild mit drei brennenden Kerzen in der Sterzinger Pfarrkirche – eine für das Krankenhaus Schlanders, eine für Sterzing und eine für Innichen – die er zuvor angezündet hatte. „Ich wollte ihm einfach nur zeigen, dass wir innigst hinter ihm stehen“, lacht Messner.
Ob es die angezündeten Kerzen waren, lassen wir dahingestellt.
Am Abend kam dann die E-Mail: Plangger hat kurz nach der Sitzung eine elektronische Nachricht an alle Bürgermeister gerichtet. „Ich bin persönlich mit dem Verlauf des Treffens zufrieden, wenngleich noch keine konkreten Ergebnisse zu präsentieren sind. Es sind juridisch, technische und medizinische Abklärungen notwendig, die einige Wochen in Anspruch nehmen könnten“, teilt er mit.
Die Ministerin habe um strenge Vertraulichkeit ersucht – er hätte dem zugestimmt. „Die Fragen wurden gut gestellt, die Antworten sind noch abzuwarten. Meinerseits werde ich den Druck hochhalten, damit der heutige gute Anfang auch ein gutes Ende nehmen wird“, so Plangger.
Nun herrscht im Bezirk sehr zurückhaltender Optimismus.
„Ich habe nur diese eine Mitteilung, dass noch sehr, sehr viel Arbeit zu leisten ist. Es ist noch ein weiter Weg in der Gesundheitsreform, damit man wirklich sagen kann, die Grundversorgung von der Geburt bis zum Tod ist im Sterzinger Krankenhaus gesichert. Inwiefern nun die Geburtenabteilung gerettet ist, kann ich nicht sagen“, so Messner, der sich vor allem bei der Bevölkerung bedankt, die mit Nachdruck ihre Strukturen verteidigt.
Franz Kompatscher ist überzeugt: Ohne den vehementen Kampf der vielen engagierten Bürger wäre man nicht soweit gekommen. „Dann wäre es sicher anders ausgegangen. Wir hatten vor der Sanitätsreform ein intaktes Krankenhaus, das mit Mühe und Herzblut aufgebaut wurde und an dem alle hängen. Das Krankenhaus hat es sich verdient, dass es dabei bleibt.“
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