„Blaue Herzen“
Was bedeutet die Abkehr der Vintler für die Freiheitlichen? Bezirksobmann Lois Taibon über Wunden, die tief sitzen, über die Zukunft der Partei und über die wahre Gesinnung der Vintler Räte.
TAGESZEITUNG Online: Herr Taibon, Sie haben bereits mit den Vintlern gesprochen. Welchen Eindruck haben Sie dabei gewonnen?
Lois Taibon: Was soll ich sagen? Hier geht es in meinen Augen vor allem um alte Geschichten, die nicht bereinigt worden sind. Nachdem wir jetzt mit den Vorbereitungen auf die Gemeindewahlen beginnen mussten, brauchte es eine Entscheidung in Vintl. Vintl hat beschlossen, ohne die Freiheitlichen zu kandidieren. Die Gemeinderäte wollen eine Protestaktion machen.
Glauben Sie fest daran, dass die Vintler Gemeinderäte in den Schoß der Mutterpartei zurückkommen?
Die Gemeinderäte von Vintl sind im Herzen Freiheitliche geblieben. Sie gehen bestimmt nicht zur SVP oder zu den Grünen. Sie stehen zu den Idealen der Freiheitlichen und wollen weiter Oppositionsarbeit leisten. Es ging ihnen mehr darum, ein Zeichen zu setzen, um zu zeigen, dass sie mit manchen Dingen, die in Vergangenheit passiert sind, nicht einverstanden sind. Jetzt haben wir auf Landesebene eine neue Führung gewählt. Der neue Obmann Walter Blaas versucht vieles besser zu machen, aber…
… aber bisher scheint diese neue Arbeit der Freiheitlichen nicht zu fruchten.
Diese Dinge sitzen tief! Das kann man nicht alles von einem Tag auf den anderen vergessen. Damit diese Wunden heilen, braucht es wohl noch Zeit.
Was bedeutet die Vintler Abspaltung für den Gemeindewahlkampf der Freiheitlichen? Werden andere Gemeinderäte folgen?
Bleiben wir bei Vintl: Hier haben einige Gemeinderäte den Mitgliedsbeitrag nicht mehr gezahlt, aber das heißt noch lange nicht, dass sie sich von der Partei abspalten. Mir persönlich tut das alles sehr leid. Ich habe versucht zu kitten, aber es ist mir nicht gelungen.
Vor fünf Jahren haben die Freiheitlichen im Pustertal ein sehr gutes Ergebnis eingefahren. Fürchten Sie bei diesen Wahlen eine Watschn?
Wie die Wahlen im Bezirk Pustertal ausgehen, werden wir noch früh genug sehen. In Vintl sind die Gemeinderäte gut organisiert, sie werden sicher weiterhin vorbildliche Arbeit leisten. Sie sind einfach nur enttäuscht… Ich bin erst seit kurzem Bezirksobmann, aber mit mir kann man sicher gut reden. In der Vergangenheit haben zwischenmenschliche Dinge einfach nicht geklappt. Hier ist einiges daneben gegangen.
Ziehen Freiheitliche Räte anderer Gemeinden nach?
Ich gehe nicht davon aus, dass der Fall Vintl im Pustertal weitere Kreise ziehen wird.
Interview: Silke Hinterwaldner
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