„Erpresste Freunde“
Erpressung, Rache und verschmähte Freunde: Im römischen Parlament wird mit harten Bandagen gekämpft – auch unter den Südtiroler Abgeordneten.
von Matthias Kofler
Der Abgeordnete Florian Kronbichler berichtet auf seiner Facebook-Seite über eine Szene, die sich neulich in einer Nachtsitzung der römischen Abgeordnetenkammer zugetragen haben soll. Die Szenenbeschreibung liest sich wie ein Drehbuch: Es geht um Erpressung, Rache und verschmähte Freunde.
Doch der Reihe nach.
Laura Castelli, eine der kämpferischen Abgeordneten des Movimento 5 Stelle, ist ungewollt Zeugin einer Vergeltungstat geworden. „Der Kollege Gianclaudio Bressa, der auch Regierungsmitglied ist, ist zu den Kollegen, die direkt hinter mir sitzen, gegangen (zu den SVP-Kollegen), um ihnen zu erklären, dass sie zu viele Abänderungsanträge eingereicht hätten“, schildert Castelli in der Abgeordnetenkammer. Dabei soll Bressa mit harten Bandagen gekämpft haben. „Er hat den SVP-Abgeordneten gedroht, das Treffen mit Arno, von dem bislang niemand weiß, zu streichen“, fährt Castelli ihren Redebeitrag fort.
Bei besagtem Treffen wird es sich aller Wahrscheinlich nach um die Begegnung zwischen Landeshauptmann Arno Kompatscher und Ministerpräsident Matteo Renzi vom vergangenen Mittwoch handeln.
Offensichtlich überrascht, enttarnt worden zu sein, ergreift Manfred Schullian das Wort: „Ich möchte nur präzisieren, dass es sich hierbei um keine Drohung gehandelt hat und dass wir um keine Stellungnahme ihrerseits gebeten haben“, sagt der SVP-Poltiker in Richtung der Abgeordneten des Movimento 5 Stelle.
Damit ist die Szene im Parlament zu Ende.
Doch die Geschichte geht noch weiter. Florian Kronbichler wollte nämlich eine Erklärung vonseiten Bressas einholen.
Das Wortprotokoll:
Kronbichler: „Die Glucke hat ihren Küken gedroht, eh?“
Bressa: „Ich habe ihnen gesagt, dass wenn sie ein Kasino machen wollen, dann wird es das vereinbarte Treffen mit Arno nicht geben.“
Kronbichler: „Und das ist keine Drohung?“
Bressa: „Das ist keine Drohung, sondern eine Mitteilung.“
Der Grüne kann im Nachhinein nur lachen über diese Szene: Es sei schön, wenn so unter Freunden kommuniziert werde. Übrigens hätten die SVP-Abgeordneten im Zuge der Debatte zur Verfassungsreform kein einziges Mal mehr den Mund aufgetan und sämtliche Abänderungsanträge artig zurückgezogen.
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