Backstage
Mit 9 Oscar-Nominierungen verspricht Inárritus „Birdman“ viel. Nach der Premiere im Herbst in Venedig hat er es jetzt nach Bozen geschafft.
von Renate Mumelter
Der Mexikaner Inárritu (Biutiful, 21 Gramm) hat den Weg nach Hollywood schon länger gefunden, sein neuer Film ist in den folgenden Kategorien Oscar-nominiert: Film, Regie, Hauptdarsteller, Originaldrehbuch, Kamera, Ton, Tonschnitt, Nebendarsteller, Nebendarstellerin. Die beste Musik ist nicht dabei. Schade. Sie ist so ganz anders. Sie ist nämlich wie der Film selbst, jazzig, nervös, überraschend. Das muss sich einer erst mal trauen. Der mexikanische Jazz-Schlagzeuger Antonio Sanchez hat den Drums Score kreiert.
„Birdman – Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ stellt den Schauspieler Riggan Thomson in den Mittelpunkt. Er hat als fliegender Vogelmensch in Hollywood Blockbuster-Karriere gemacht. Als dieser Höhenflug vorbei ist, versucht er es mit der Bühne, steckt sein ganzes Hab und Gut in die Inszenierung eines Carven-Textes über Liebe. In Riggans Kopf tut sich derweil Seltsames: Er hört die Stimme des Vogelmenschen, er kann Gegenstände verrücken, er kann fliegen. Und er kann es möglicherweise auch nicht – was soll’s. Er trifft immer wieder überraschende Entscheidungen. Oder auch nicht. Seine Tochter Sam (Emma Stone) sagt ihm knallhart, dass er sich nur wichtig fühlen will, aber eigentlich unbedeutend ist. Dieser Stone-Monolog wäre Oscar-würdig. „Birdman“ will und kommt aus der Welt des Theaters nicht heraus, die abgefuckten Gänge backstage bestimmen das Bild. Riggan lebt in seiner Garderobe, und er kämpft und kämpft nicht.
Wenn es um Theater geht, werden im Film ordentlich Klischees bedient vom Sex am Schnürboden über Wutausbrüche, Kifferei, Sauferei bis zur Geldnot ist alles da. Letztere ist realitätsnah. „Sie stecken alles in Schubladen, sie sind eine faule Sau und riskieren gar nichts. Mich kostet dieses verschissene Stück alles“, sagt Riggan zur alles bestimmenden Broadway-Theaterkritikerin. Recht hat er – das kommt vor.
Birdman (USA, 2014), 119 Min., Regie: Alejandro González Inárritu, mit: Michael Keaton, Emma Stone, Naomi Watts, Edward Norton. Bewertung: Sehenswerte, ungewöhnliche Kost
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