„Optimaler Kandidat“
Sergio Mattarella geht heute als Favorit in die vierte Runde der Staatspräsidenten-Wahl. Der Jurist ist schon lange mit SVP-Senator Karl Zeller befreundet.
TAGESZEITUNG Online: Herr Senator, was halten Sie von Sergio Mattarella?
Karl Zeller: Ich war – glaube ich – der erste Politiker, der den Namen Mattarella ins Spiel gebracht hat, damals gegenüber der TAGESZEITUNG. Natürlich ginge für uns auch Anna Finocchiaro gut, wobei die Senatorin den Nachteil hat, dass sie aus der Kommunistischen Partei kommt. Sergio Mattarella hingegen weist eine lange politische Erfahrung auf und ist überall gut angesehen. Er ist ein Mann von einem Kaliber Napolitanos.
Wie steht Mattarella zu den Sonderautonomien?
Für Südtirol könnte es nichts Besseres geben, als so einen Staatspräsidenten. Wir waren 2001 mit Mattarella in einem Wahlbündnis. Er war also auch der Kandidat in Südtirol. Als Minister hat uns Mattarella 1999 die Schutzhütten übertragen, und er war auch einer der Hauptbeteiligten bei der Übertragung der Energiekompetenzen an Südtirol. Mattarella ist Sizilianer, kommt aus der linken DC, war Mitbegründer des Ulivo und unter anderem Verteidigungs- und Bildungsminister sowie Vizeministerpräsident Italiens. Nicht zu vergessen: In Südtirol gilt ab 2016 wieder das „Mattarellum“, also das Wahlrecht, das er eingeführt hatte. Für die SVP ist Mattarella also sicher ein Wunschkandidat.
Wie stehen Sie persönlich zu ihm?
Ich kenne Mattarella seit unserer gemeinsamen Zeit im Verfassungsausschuss, also seit 1994. Er ist ein persönlicher Freund und auch ein Freund Südtirols. Auch Giorgio Napolitano hat heute eine Lobeshymne auf Mattarella eingestimmt. Die Autonomiegruppe wird geschlossen für ihn stimmen.
Wird es bei der Wahl Heckenschützen geben?
Bei jeder Wahl gibt es auch Heckenschützen. Nur verfügt Renzis Mitte-Links-Lager über eine Mehrheit von 70 Stimmen. Das heißt, dass die Heckenschützen wenig am Wahlausgang ändern werden. Spannend wird sein, wie sich Silvio Berlusconi bei der Wahl verhalten wird. Immerhin war Sergio Mattarella 1990 aus Protest gegen das für Berlusconi so vorteilhafte „Mammì-Gesetz“ zur Aufteilung des Fernsehmarktes zurückgetreten.
Interview: Matthias Kofler
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