Die Plangger-Bombe
Das ist das Dokument, das Arno Kompatscher in Rage versetzt: Eine E-Mail, in welcher der SVP-Abgeordnete Albrecht Plangger ungewohnt scharfe Kritik übt – und sogar mit „Maßnahmen des zivilen Ungehorsams“ droht.
von Artur Oberhofer und Erna Egger
Die E-Mail versandte Albrecht Plangger in der Nacht auf den 19. Jänner dieses Jahres. Um Punkt 01.42 Uhr.
Die Empfängerin: Martha Stocker.
Zur Kenntnis sandte der SVP-Parlamentarier die E-Mail auch an Landeshauptmann Arno Kompatscher und SVP-Obmann Philipp Achammer.
Die E-Mail, die der TAGESZEITUNG exklusiv vorliegt, belegt, wie kontrovers die Gesundheitsreform innerhalb der SVP diskutiert wird.
Mehr noch:
Die E-Mail lässt erahnen, dass es innerhalb der Volkspartei zu einem mittleren Erdbeben kommt, falls Martha Stocker tatsächlichen ihren Plan, die Geburtenabteilungen von Sterzing und Innichen zu schließen, durchziehen sollte.
Albrecht Plangger spricht unverhohlen von „Maßnahmen des zivilen Ungehorsams“, die er und seine Mitstreiter ergreifen wollen, wenn Martha Stockers Pläne umgesetzt werden sollten.
Einige Kostproben aus der E-Mail:
„Man sollte sich in Bozen auf jeden Fall nicht über die momentane enge Auslegung im Ministerium freuen. Diese enge Auslegung habe ich bei meinen ersten Aussprachen im Ministerium nicht so festgestellt.“
„Und dann will mir jemand weismachen, dass es bei den Standards überhaupt keinen Spielraum gibt, nicht einmal bei der Frage der ,aktiven’ oder ,passiven’ Präsenz des Pädiaters im Spital (der auch bei unseren nördlichen Nachbarn nicht mit dem ,Skalpell in der Hand’ auf eine Geburt wartet)?
Wir lassen uns durch Rom – ohne die minimalste Gegenwehr – die Produktionskosten bei der Geburtenabteilung z. B. in Schlanders von 1.801.552 um 2.700.000 auf 4.501.552 Euro treiben. Die Kosten von einer Geburt gehen von 5.252 auf 11.282 Euro! Wird die Sicherheit von Mutter und Kind dadurch – im Vergleich zum heutigen Standard – auch um 130 Prozent erhöht?
Ohne Gegenwehr – wo bleiben bei dieser Frage unsere Verteidiger der Autonomie??????
Wenn die Gegenwehr gegenüber Rom nicht von oben (der hohen Politik) kommt, dann kommt sie eben von unten (vom Volk …).
Wenn wir so weiter tun, dann arbeiten wir gegen das Volk und nicht für das Volk. Wir spielen das Spiel der Bozner Zentralisten, die alles nach Bozen bringen und die Peripherie aushungern wollen. Dann lieber ohne mich!
Warum verweigern wir uns gegenüber jeder Diskussion, die Standards in den Berggebieten auf ein angemessenes Maß zu reduzieren? (…) Warum bringen wir das Ganze nicht wieder in die Staat-Regionen-Konferenz zurück?“
LESEN SIE IN DER PRINT-AUSGABE:
* Wie Albrecht Plangger in der E-Mail dem LH und dem Parteiobmann die Rute ins Fenster stellt
* DIE CHRONIK EINES RÜCKZIEHERS:
Warum der SVP-Ausschuss am Montag die Frage der Geburtenabteilungen wohl ausklammern wird.
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